Das merkwürdige Verhalten der Zoo-Tiere zur Paarungszeit

Wie laufen eigentlich Sex und Liebe im Zoo? Die WZ hat aus aktuellem Anlass nachgefragt.

Krefeld. Am Valentinstag dreht sich bei vielen Paaren alles um die Liebe: Er bringt Blumen mit und führt sie zum Essen aus. Sie kauft sich schöne Dessous, um ihn kunstvoll zu verführen. Ob Macho oder Romantiker, Nymphomanin oder eiserne Jungfrau — nicht nur beim Menschen treibt der Umgang mit dem anderen Geschlecht seltsame Blüten. Auch bei den Tieren im Zoo zeigen sich große Gefühle und pure Lust auf unterschiedliche Weise.

Wenn’s ums Werben geht, sind die männlichen Pfautauben wahre Gentlemen. Der Täuberich nähert sich seiner Geliebten galant nickend. „Darauf folgt die symbolische Futterübergabe, die von uns Menschen so gerne als Küssen interpretiert wird“, sagt Zoosprecherin Petra Schwinn. „Nach diesem Akt bleiben die Pfautauben ein Leben lang verbandelt.“

Bei den Webervögeln müssen die Männchen erst einmal richtig schuften, bevor sie das Herz einer Frau erobern. Sie bauen vor den Augen der Weibchen ihre architektonisch kunstvollen Nester. Der mit dem schönsten Nest hat die größten Chancen bei der Damenwahl. „Man könnte fast meinen, dass die Weibchen regelrecht materialistisch sind“, sagt Schwinn. „Aber in Wirklichkeit überprüfen sie nur, wie geschickt die Männchen ihre Aufgabe meistern. Das lässt Rückschlüsse auf die Fitness und die Gene zu.“

Sucht man nach Superlativen im tierischen Liebesleben, stößt man auf einige beeindruckende, ja fast verstörende Zahlen. Tapire haben zum Beispiel von allen Zoo-Bewohnern mit 50 Zentimetern den längsten Penis — bei gerade einmal zwei Metern Körpergröße. Wen wundert es also, dass die Weibchen den Krefelder Tapir-Mann Carlos nach dem Paarungsakt aggressiv vertreiben?

Die Gorilla-Damen im Harem von Silberrücken Massa müssen sich dagegen mit viel weniger zufrieden geben. „200 Kilogramm kann so ein imposanter Anführer auf die Waage bringen“, berichtet Schwinn. „Sein Penis ist im erigierten Zustand allerdings nur vier bis sechs Zentimeter klein.“

Ein ausdauernder Liebhaber ist Nashornbulle Usoni: Bis zu anderthalb Stunden kann der Liebesakt zwischen ihm und Nane dauern — „und das ohne Viagra“.

Doch Sex im Tierreich kann auch gefährlich werden. Bei den Jaguaren zum Beispiel haben die Weibchen die Hosen an. Wenn der Jaguar-Kater zum falschen Zeitpunkt ein Techtelmechtel beginnen möchte, dann täuscht sie keine Migräne vor, sondern geht ihm direkt an die Gurgel. Bei den Stabheuschrecken sind die Männer für die Fortpflanzung komplett überflüssig, die Weibchen können sich selbst befruchten.

Schnecken sind häufig Zwitter, was „zu einem ganz wilden Sexleben“ führt: „Einige Arten beschießen sich mit pheromongetränkten Liebespfeilen, damit die eigenen Spermien nicht nachträglich im Körper des anderen abgetötet werden“, sagt Schwinn. Und die nett und harmlos aussehenden Orang-Utan-Männchen sind brutale Vergewaltiger, die sich empfängnisbereite Weibchen „auf äußerst rabiate Weise aus den Bäumen holen“.

Dass man auch im hohen Alter noch die große Liebe finden kann, beweisen die Ponys Mickey und Rebecca. Er war früher lange der Zuchthengst im Gehege, sie die rangniedrigste Stute. Vor Kurzem hat sich Mickey unsterblich in Rebecca verliebt. Die beiden schlafen in getrennten Boxen, aber jeden Morgen kann sich der 32-jährige Hengst vor Freude kaum halten, wenn er seine Angebetete sieht. „Er versucht immer, sie zu besteigen“, berichtet Schwinn. „Das klappt meist nicht, und danach muss er furchtbar husten.“