Der Traum von der Kur- und Badestadt

In Hüls kam das heilsame Wasser aus der Erde, das als „Crefelder Sprudel“ im Kurhaus im Stadtgarten ausgeschenkt wurde.

Krefeld. In seiner wechselvollen Geschichte von Acker und Weide über den Kommunalfriedhof (1811 bis 1867) hat der Stadtgarten schon oft „zur Diskussion“ gestanden. Da sich derzeit eine Bürgerinitiative wieder einmal Gedanken macht, diese große stadtnahe Grünfläche zu verschönern, sei einmal das Kapitel „Kur- und Badestadt Krefeld“ beleuchtet.

Wer weiß schon, dass vor vielen Jahren interessierte Bürger den Stadtgarten als Kurpark vorgesehen hatten? Den Anlass für solche Träume gab ein Fund im damals noch jenseits der Stadtgrenze gelegenen Hüls.

Im Bruch suchte vor 120 Jahren eine Berliner Gesellschaft nach Kohle. Nach fünf Bohrungen stellte man fest, dass die Steinkohlevorräte von geringer Mächtigkeit waren und sich der Abbau nicht lohnen würde. Doch zu seiner Überraschung stieß der Bohrmeister in einer Tiefe von 278 Metern auf Wasser. Dieses sprudelte mit starkem Druck über viereinhalb Meter hoch aus dem Boden. Nachdem der damalige Mineralwasser-Papst Fresenius das Wasser mit den Wiesbadener Quellen verglichen hatte, gründete sich eine „Crefelder Sprudel GmbH“. Das Wasser sollte gegen Gicht und allerlei Katarrhe helfen.

Einige Krefelder Geschäftsleute erbauten, im Hinblick auf zu erwartende Renditen, in den Jahren 1892 bis 1894 im Stadtgarten ein sogenanntes Kurhaus. Hier gab es jahrelang den „Crefelder Sprudel“. In der WZ vom 9. April 1974 konnte man den Bericht eines Zeitzeugen lesen: „Mit der Zeit entwickelte sich ein Ersatz-Kurbetrieb. Ältere Damen und Herren tranken dort ihr Heilwasser, die Gläser waren wie in einem richtigen Kurhaus mit Nummern versehen und bei schönem Wetter konnte man die Gäste morgens durch den Stadtgarten wandeln sehen“. Später gab es im Haus eine Milchbar.

Das Kurhaus wurde im Zweiten Weltkrieg in Mitleidenschaft gezogen und noch 1955 träumten einige Bürger vom Wiederaufbau und wollten sogar nebenan ein Freibad errichten. Doch nachdem das heruntergekommene Haus eine Zeitlang als Obdachlosenasyl genutzt wurde, riss man es im März 1960 ab. Das Grundstück nutzte man im Jahre 1961 für den Neubau der Prinz-Ferdinand-Schule.

Wie ging es mit dem „Sprudel“ weiter? Die Krefelder Stadtväter hatten schon vor dem Ersten Weltkrieg nicht den Mut, die Ideen der Bürger umzusetzen. Die Quelle, die anfangs stündlich an die 2000 Liter salzhaltiges und heilkräftiges Wasser hervorbrachte, verlor immer mehr Druck und im Jahre 1929 musste man das Wasser hochpumpen.

Der heute 85-jährige Gerd Roelofsen erinnert sich, dass sein Onkel Josef bis 1970 noch spärliche Mengen auf Flaschen füllte. Danach kam nichts mehr. Der Bohrturm und das Restaurant „Zum Sprudel“ jedoch entwickelten sich schon früh zu einem beliebten Ausflugsziel. Lange Zeit führte Konrad Apolte die Gaststätte, in der man das Wasser auch kosten konnte. Es schmeckte, wie Zeitzeugen berichteten, nach faulen Eiern, aber besser als der Wiesbadener Sprudel. Das ist längst Geschichte und nur der „Sprudeldyk“ in der Nähe vom Flünnertzdyk erinnert mit dem Restaurant noch an den Fundort.