Dieter Mokros wohnt in Krefelds schmalstem Haus
3,40 Meter müssen dem Krefelder reichen. Die Wendeltreppe führt bis fast unters Dach.
Krefeld. Ein Fitness-Center muss Dieter Mokros nicht besuchen. Der Wechsel zwischen den Räumen seiner Wohnung ist Training genug, denn der 57-Jährige lebt in einem der wohl schmalsten Häuser Krefelds. Die Front an der Wiedenhofstraße reicht lediglich über 3,40 Meter. „Dafür ist es etwa neun Meter tief samt hohen Decken, das gibt kubikmetermäßig eine Menge her“, zählt der Hausbesitzer mit einem Schmunzeln auf. An Quadratmetern kommen immerhin noch rund 80 zusammen.
Klar, dass bei solchen Maßen das zentrale Element der skurrilen Wohnstatt Stufen sind. Und so nennt Mokros sein neues Heim liebevoll „Treppenhaus“. Eine schmale Wendeltreppe windet sich fast bis unters Dach. „Meine Fitness ist schon gestiegen, absolut“, kommentiert er grinsend.
Das ist allerdings nicht die einzige Herausforderung, die das neue Domizil an ihn stellt. So ist beim ungewöhnlichen Schnitt des Hauses Kreativität gefragt. „Die Bestimmung der Räume reift so langsam, ich bin jetzt schon mehrfach umgezogen.“ Derzeit liegt unterm Dach das Wohnzimmer, darunter das Schlafzimmer samt Bad, dann kommen Küche und Esszimmer und ganz unten eine Mischung aus Bibliothek, Büro und Empfangsraum.
Hier öffnet sich das Mini-Hochhaus geradezu zur Straße hin. Weil es 1935 als Geschäftshaus konzipiert war, gibt ein großes Schaufenster den Blick ins Innere frei. Da sieht man den Hausherrn schon mal fleißig bügeln, zu Weihnachten stand dort ein geschmückter Tannenbaum. Ja, hier lebe er sozusagen auf und mit der Straße, konstatiert Mokros zufrieden. „Hergestellte Öffentlichkeit“, nennt er das. Als jahrelanger Leiter der Telefonseelsorge ist er ohnehin kein Unbekannter mehr, und jetzt werden fast zwangsläufig noch weitere Bekanntschaften hinzu kommen. „Das Haus ist sehr kommunikativ, die Straße hier sowieso“, freut er sich.
Seine Freunde mögen wohl auch das zu schätzen wissen, was Mokros schon jetzt an seinem neuen Haus liebt: „Jede Etage ist für sich abgeschlossen und vermittelt Geborgenheit, das hat was von Höhle.“ Kein Wunder, dass da auch seine drei Kinder, die alle in Bands spielen, gerne mit Freunden vorbeischauen.
Dabei hatte dieser Ort einst eine gänzlich andere Bestimmung: „Das war ursprünglich eine Toreinfahrt.“ Erst 1935 sei die Lücke gefüllt worden, doch der besondere Schnitt erforderte auch besondere Maßnahmen. „Das Charmante ist, es gibt nirgendwo rechte Winkel“, sagt Mokros. Er gewinnt dieser schwierigen Gegebenheit vor allem Positives ab. Andere hatten da wohl eher ihre Schwierigkeiten: „Das Haus wurde häufig verkauft“, weiß der neue Besitzer. In den 70er Jahren sei es noch eine Boutique gewesen.
Der 57-Jährige macht nicht den Eindruck, dass er hier noch einmal ausziehen möchte. Klar gebe es nicht viel Stauraum, auch wenn sich an unerwarteten Ecken durchaus pfiffige Lösungen, etwa für die Waschküche, finden, und Möbel könne er auch nicht viele stellen.
„Ich habe aber auch gar nicht viel zu verstauen“, erklärt Mokros gelassen. Er habe eben Sinn für die schrägen Dinge des Lebens, sagt er lächelnd. „Und ich fühle mich hier sauwohl.“