Pioniere bei Betreuung nach dem Unterricht

Ute Vogt, Brigitte Wernsing und Hartmut von Essen engagieren sich seit Jahrzehnten im Kinderschutzbund.

Foto: Kinderschutzbund

Krefeld. Sie haben den Weg bereitet, sind die Pioniere für die Nachmittagsbetreuung der Schulkinder beim Kinderschutzbund. Seit 1984 und 1985 kümmern sich Brigitte Wernsing und Ute Vogt um die Hausaufgaben, aber auch um die Sorgen und Nöte der Mädchen und Jungen. Dritter im Bunde der Langzeit-Ehrenamtler ist Hartmut von Essen, der sich seit 1993 einbringt.

„Gemeinsam bringen sie es auf runde 80 Jahre Engagement“, freut sich Antje Siegert über den unermüdlichen Einsatz des Trios. Sie ist beim Kinderschutzbund zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit. „Viel hat sich seit den Anfängen verändert. Die Sorgen und Nöte mancher Mädchen und Jungen sind größer geworden.“

Begonnen hat diese Tätigkeit mit rund 500 Kindern, die damals im Hochhaus am Bleichpfad lebten. „Zuerst haben wir sie beim Spielen betreut“, sagt Vogt. „Das reichte schnell nicht mehr. Wir kümmerten uns um ihre Hausaufgaben. Bald waren 40 Frauen ehrenamtlich in die Arbeit eingebunden, denn die Zahl der Kinder wuchs.“

Damals seien die Kleinen zwar auch unruhig und unaufmerksam gewesen, heute würden diese Eigenschaften jedoch verstärkt auftreten, sagt die 74-Jährige. „Die Konzentrationsphasen sind kürzer, die Kinder sind auch schwieriger zu leiten.“

Bis heute engagieren sich die beiden Frauen und wissen, dass die Kinder viel Zuwendung brauchen. Im Laufe dieser langen Jahre haben sie alle Probleme kennengelernt. Trotzdem sind sie von den Erzählungen der Kleinen auch heute noch betroffen. „Beim Kochen im Rahmen des Offenen Ganztages an den Grundschulen erfahren wir viel aus ihrem Leben“, berichtet Vogt. Berichte von Missbrauch und sexuellen Übergriffen seien nicht selten.

„Wenn wir Anzeichen sehen oder derartige Erzählungen hören, leiten wir sie weiter an die Fachleute des Kinderschutzbundes in der Beratungsstelle Wendepunkt.“ Siegert: „Dass das Familienleben kein schöner Traum ist, sondern oft ein Alptraum, erfahren unsere Fachkräfte bei rund 300 Einzelgesprächen pro Jahr. Kinder, Jugendliche, Mütter, Väter sowie Fachkräfte der Jugendhilfe und von Schulen suchen die Unterstützung und Hilfe der Beratungsstelle bei Misshandlung, sexuellem Missbrauch und Vernachlässigung von Kindern und Jugendlichen.“

Wernsing und Vogt haben sich nicht nur um die Kinder gekümmert, sondern auch um die Mütter. „Wir haben das Frauencafé gegründet für die Mütter aus Russland, Polen, dem Iran und der Türkei“, sagt Wernsing. „Sie waren stark daran interessiert, Deutsch zu lernen.“

Auf eine Vernetzung im Stadtteil mit der Bürgerinitiative Volldampf, dem Forum, den Kitas und Grundschulen haben sie immer Wert gelegt. Und wenn sie heute erwachsen gewordene Kinder treffen, die studieren oder einen guten Ausbildungsplatz haben, dann sind sie auch ein wenig stolz auf sich selbst.