Ein bunter Käfer auf Reisen
Als Student kaufte sich Günther Thomas einen VW. Mit diesem Auto erkundete er Europa.
Krefeld. Eigentlich wollte sich der Student Günther Thomas 1972 einen Fiat 850 Super kaufen. „Der hatte damals 47 PS“, schwärmt der 61-Jährige noch heute. Doch sein Vater setzte sich durch und es wurde ein VW Käfer angeschafft.
Dieser hatte zwar nur 34 PS, war aber billiger. „Ich habe 4950 DM bezahlt und der Liter Benzin kostete damals unter 50 Pfennig“, erinnert sich Thomas. Die erste Fahrt ging zu seiner damaligen Freundin nach Kassel.
Zunächst war der Wagen in der klassischen Käfer-Farbe Hellblau lackiert. Doch über die Zeit entstanden Rostflecken auf der Karosserie. „Ich hatte aber nur eine rote Abdeckfarbe zur Hand und ich war zu faul, um eine andere zu besorgen“, sagt Thomas.
Als er an dem Käfer arbeitete, kamen die übrigen Mitglieder seiner Wohngemeinschaft dazu und packten mit an. Die vier Erwachsenen und zwei Kinder übermalten immer wieder die Übergänge zwischen den Farben und verzierten das Auto mit Herzen und verschnörkelten Linien. Thomas: „Am Ende fand ich das richtig schick und in den Flower-Power-Zeiten war es das auch.“
Das Ziel der ersten großen Reise war Rumänien zu Zeiten des Diktators Nicolae Ceausescu. Die Strecke legte Thomas mit einer Höchstgeschwindigkeit von 130 Stundenkilometern zurück. Zu Beginn war ihm allerdings noch nicht klar, welches Abenteuer auf ihn und seinen Käfer warten sollte: Er wurde beschuldigt, einen Polizisten leicht angefahren zu haben.
Dieser saß in Zivilkleidung auf seinem Motorrad und stürzte. „Ich war mit Sicherheit unschuldig“, meint Thomas. Dennoch musste er am nächsten Tag in das örtliche Polizeipräsidium kommen. „Der Chef hat mir eine drakonische Standpauke gehalten und mich anschließend lachend umarmt.“
Danach durfte Thomas wieder gehen. Auf derselben Fahrt landete er außerdem im Straßengraben und musste das Auto wieder zusammenflicken. „Ich konnte immer alles selber reparieren und war niemals in einer teuren Werkstatt“, betont Thomas.
Auch auf anderen Reisen erlebte der Student mit seinem Käfer Kurioses. In Griechenland am Golf von Korinth hätte er den Wagen um ein Haar an das Meer verloren. „Ich dachte, man könnte an dieser Stelle bis ans Wasser fahren, aber dann blieb ich plötzlich im Sand stecken“, sagt Thomas.
Der Fahrer eines Lkw schleppte den Käfer schließlich wieder heraus. Es gab weitere Touren nach Jugoslawien und Dänemark. „Für mich war das mit herausgenommener Rückbank ein richtiges Reisefahrzeug und durchaus für ein paar Nächte geeignet“, so Thomas.
Nach insgesamt über 300 000 gefahrenen Kilometern gab er den Käfer 1982 schließlich auf. Thomas: „Ich wollte endlich einen VW Bus haben, in dem man eine Standheizung und ein Waschbecken hat.“ Vor allem die Möglichkeit, ausgestreckt liegen zu können, sei ein Fortschritt gewesen.
Doch bis heute denkt Thomas positiv an sein erstes Auto zurück: „Es war das passende und einmalige Fahrzeug in diesen Zeiten und es gibt so viele Erinnerungen.“