Krefeld Er revolutionierte den Kinderschutzbund in Krefeld

Dietmar Siegert feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Dienstjubiläum als Geschäftsführer der Krefelder Hilfsorganisation.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Ein Vorfall aus seiner 25-jährigen Tätigkeit als Geschäftsführer des Kinderschutzbundes berührt Dietmar Siegert bis heute: „Es handelte sich um einen zwölfjährigen Jungen, der von einer Person des öffentlichen Lebens sexuell missbraucht worden war“, berichtet er. „Das Opfer hatte sich nur zögernd der Mutter anvertraut, die sich dann bei uns gemeldet und um Hilfe geben hat. Wir haben die Mutter gecoacht und ich begleitete den Jungen zur Zeugenaussage bei der Gerichtsverhandlung.“

Der Fall eines sexuellen Missbrauchs war es auch, der dem seit 1967 bestehenden Krefelder Kinderschutzbund als Verein nur mit Ehrenamtlern ein Ende bereitete. Siegert: „Der umtriebige damalige Vorsitzende Olaf Heimendahl fühlte sich bei diesem Fall überfordert und sah die Notwendigkeit, erstmals eine Fachkraft einzustellen.“

Siegert, gebürtiger Uerdinger und Diplom-Sozialarbeiter, war damals beim Jugendamt in Düsseldorf tätig. Er entschied, sich zu bewerben und wurde sofort genommen. Als erstes richtete er die „Beratungsstelle bei Verdacht auf sexuellen Missbrauch, Misshandlungen oder Vernachlässigungen von Kindern und Jugendlichen“ ein. Sie feiert jetzt ebenso wie der Geschäftsführer Silberjubiläum.

Das erste Jahr sei schwierig für ihn gewesen. Viel Freiraum, ungebremste Möglichkeiten und der finanziell freie Rücken machten ihn dann sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

Damals gab es etwa 150 gemeldete Vorkommnisse mit sexuellem Missbrauch. Heute sind es rund 250 bis 300 im Jahr. „Die Anzahl an Fällen hat sich gesteigert, die Landesförderung ist die gleiche geblieben, wird nur heute in Euro ausgezahlt“, erklärt der 59-Jährige. „Ich habe das Thema schnell öffentlich gemacht und Beratungen in Kitas und Schulen angeboten.“ Menschen hätten angefangen, sich zu trauen, sich an Stellen zu wenden, wo es Hilfe gibt, die nicht Jugendamt heißen.“

Siegert hat im vergangenen Vierteljahrhundert aus dem kleinen Verein mit zwei Fachkräften — eine davon war er — ein Wirtschaftsunternehmen mit 115 Mitarbeitern und 100 Ehrenamtlern geschaffen. Dass eine Mitarbeiterin die Personalakten zu Hause auf ihrem Wohnzimmertisch führte, gehörte schnell der Vergangenheit an.

Nach der Beratungsstelle folgten stetig neue Aufgaben: die sozialpädagogische Familienhilfe, die Trägerschaft für zwei Kitas — Dreikäsehoch und Pfiffikus — oder der begleitende Umgang in Trennungs- und Scheidungssituationen. Die zuletzt genannte Aufgabe behandelt hochstrittige Fälle, bei denen die Väter ihre Kinder alleine beim Kinderschutzbund treffen dürfen, aber unter Kameraüberwachung stehen. „Wir müssen später darüber bei Gericht Bericht erstatten.“

Danach rückte die sozialpädagogische Tagesgruppe für Jungen mit Verhaltensauffälligkeiten ins Arbeitsfeld oder die Fachberatung für die Kindertagespflege. Nach fünf Trägerschaften des Offenen Ganztags an Grundschulen kommt die sechste im Sommer an der Horkesgath hinzu.

Und auch die Flüchtlingskinder gilt es jetzt bei so genannten Clearings kennenzulernen, um festzustellen, wie ihre Perspektiven aussehen können.