WZ Hilft Bescherung für Kimberley

Schöner kann Weihnachten nicht sein: Für die 24-jährige, behinderte Frau geht ein Traum in Erfüllung. Sie bekommt ein Auto.

Foto: A. Bischof

Krefeld. Für Kimberley hat der Weihnachtsmann jetzt einen Namen: Bernhard Dolezalek. Langsam rollt sie mit ihrem Rollstuhl die Rampe des Chryslers hoch; juchzt, schluchzt — und kann gar nicht mehr aufhören zu lachen. Der Herzenswunsch der jungen körperlich und geistig behinderten Frau ist wahr geworden: Kimberley hat jetzt ein Auto.

Als Bernhard Dolezalek in der WZ von Kimberleys Traum — einem für ihren Spezialrollstuhl passend umgebauten Wagen — liest, mit dessen Hilfe sie endlich Konzerte, Kino und Freunde besuchen könnte, ohne Wochen im Voraus planen zu müssen, überlegt er nicht lange, greift zum Telefon und meldet sich in der Redaktion: „Ich kann helfen, ich habe ein Auto für Kimberley.“ Mit einem Aufruf an die Öffentlichkeit hatte die Familie um Spenden gebeten, da sie die Kosten für ein umgebautes Fahrzeug selbst finanziell nicht stemmen könne.

Der Wagen, ein dunkelroter Chrysler, habe einem schwerbehinderten Freund gehört, der ihn Bernhard Dolezalek vor einigen Jahren überließ, als er sich selbst ein neues Auto kaufte. „Ich habe mein ganzes Leben lang Hilfsmittel für stark körperbehinderte Menschen entworfen“, erklärt der 65-jährige Krefelder. Mit dem Chrysler habe er zuletzt Rollstühle transportiert. Neu ist er nicht und hat schon 200 000 Kilometer auf dem Tacho — „aber für amerikanische Motoren ist das nicht so viel“, versichert Bernhard Dolezalek. Vor einem halben Jahr habe er den Wagen komplett überholt.

Sein Engagement für körperlich und geistig beeinträchtigte Menschen, habe 1971 beim Zivildienst im Heilpädagogischen Zentrum Tönisvorst angefangen, erzählt Dolezalek. Es ist derselbe Ort, an dem Kimberley heute in der Werkstatt arbeitet. „Damals hatte ich die Idee, mit meinem Faible für Technik etwas für schwerbehinderte Kinder zu tun.“

Er studierte Industriedesign an der Fachhochschule Krefeld, machte sich selbstständig und begann, Hilfsmittel zu bauen: Schreibhilfen für Spastiker, sprachgesteuerte Telefone, Sondersteuerungen für Rollstühle. „Die Behindertentechnik zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben“, sagt Dolezalek. Das Schöne daran? „Der direkte Kontakt mit Menschen, die sehr dankbar sind. Das gibt viel zurück.“

Wer Kimberleys strahlendes Lachen sieht, der weiß, was Bernhard Dolezalek meint. „Hammer“, findet sie den Chrysler, vor allem wegen der Farbe: „Ich hab’ mir immer einen roten Flitzer gewünscht.“ Kimberleys Mutter, Stefanie Ruser, laufen beim Anblick des Wagens die Tränen übers Gesicht. Den fremden Mann, der von einem Tag auf den anderen den Herzenswunsch ihrer Tochter erfüllt, will sie gar nicht mehr loslassen.

Stefanie Ruser kann ihr Glück kaum fassen: „Danke! Ein besseres Weihnachtsgeschenk kann es gar nicht geben!“ Ehemann Sven Ruser ringt derweil um Fassung. „Auf diesen Tag haben wir Jahre gewartet“, sagt er. „Ich kenne kein 24-jähriges Mädchen, das am Wochenende manchmal schon um acht Uhr ins Bett geht.“ Mit dem Auto sei jetzt auch spontan mal ein Kinobesuch für Kimberley möglich.

Für die erste Fahrt mit ihrem roten Flitzer hat Kimberley schon Pläne: „Als erstes will ich zu Oma ans Grab.“ Und dann? „Mit Papa zum Schalke-Spiel!“