Erdbeeren aus dem Tunnel

Hunderte Hummeln sorgen dafür, dass sich die Früchte fühlen als wäre bereits Frühling.

Erdbeeren aus dem Tunnel
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Damit die Krefelder bereits Ende April leckere Erdbeeren aus heimischer Erde naschen können, müssen die Obstbauern früh anfangen. Bereits ab August kümmern sich die Angestellten beim Benrader Obsthof deshalb um die kleinen Pflänzchen. Damit die süßen Beeren auch wirklich früh auf den Ladentisch gelangen, wachsen sie im Wandertunnel heran. Der heißt so, weil er später, meist im Juni, über die Himbeeren „wandert“.

Die Tunnel stehen in Reih und Glied schräg auf dem Feld. Sie sehen aus wie übergroße langgestreckte Zelte. Noch lässt der kühle Wind die Planen auf dem Gestänge knattern. Michaela Boekels, Chefin des Benrader Obsthofes, und Agraringenieur Patrick Appelbaum erklären, wie die Erdbeeren früh und fast wetterunabhängig unter dem Folienhimmel wachsen und geerntet werden können.

„Im Spätsommer, meistens im August, werden die kleinen Pflanzen in Foliendämmen in die heimische Erde gesetzt; zuerst ohne Tunnel“, berichtet Boekels. „Das geschieht in Handarbeit. 35 000 bis 40 000 sind es pro Hektar.“ Im Januar würden dann die Folientunnel aufgesetzt, ergänzt Appelbaum. Seit etwa sieben Jahren betreiben sie so die frühe Ernte. „Der Erfolg gibt uns Recht“, sagt die Chefin. „Wir sind die einzigen in Krefeld, die Erdbeertunnel aufstellen.“

Morgens sind die Blätter auch im geschützten Anbau taufeucht. Deshalb werden die Tunnel geöffnet, um das Grün abtrocknen zu lassen. Dann gehen die Helfer die langen Reihen ab und entfernen braune Blätter. Appelbaum: „Sie könnten Krankheiten übertragen. Außerdem gibt es so Platz für neues Grün.“

Mitte Februar beginnt die Wachstumsperiode. Dann werden die Tunnel wegen des meist kalten Wetters nur noch eine Stunde am Morgen geöffnet. „Sollte es dann später warm werden, wie am Wochenende, werden die kleinen Treibhäuser bis abends offenbleiben.“

Die Sorte Clery wächst im Auftrag des Benrader Obsthofes im Tunnel heran. „Es handelt sich um eine frühe, süße und besonders geschmackvolle Erdbeersorte“, erklärt die Chefin. Ihre Früchte sind orange-rot glänzend und langkeilförmig geformt. Sie sind fest und lecker. Für die Verfrühung, das Reifen im Tunnel, ist Clery gut geeignet.

Doch auch ihre Blüte kommt nicht ohne fleißige Insekten aus. „Die kaufen wir. Mehrere Kästen mit Hunderten von Hummeln werden zur richtigen Zeit in den Tunnel gesetzt und diese dann zum Abflug freigegeben.“ Sie sorgen für eine gründliche Befruchtung und leben dazu im Schlaraffenland, bevor sie in die Freiheit entlassen werden. Diese Befruchtungs-Methode werde in den Treibhäusern schon lange gepflegt“, sagen die Fachleute und schmunzeln. Die Ernte von Clery ist dann später wieder Handarbeit der rund 35 Helfer.