Fahrtest: Auf Kurzstrecke lässt sich viel Sprit sparen

Volontär vs. Fahrlehrer – mit welchen Tricks lässt sich Sprit sparen? WZ-Leser können es ausprobieren.

Krefeld. Mal ehrlich. Fast jeder Autofahrer schimpft über die Spritpreise. Viel zu hoch seien die, wird immer gesagt. Die Buhmänner sind die Ölkonzerne - oder die Tankwarte, obwohl die ja gar nichts dafür können. Gefahren wird trotzdem. Hilft ja nichts, man muss zur Arbeit, zum Einkaufen, zur Freundin - und früher oder später wieder zur "Tanke". Das kostet. Dabei kann ja jeder Geld angeblich sparen - indem er spritsparend fährt.

Hört sich gut an, aber spart man dabei wirklich? Ich mache den Test - und trete gegen einen Profi an. Olaf Poelen, Fahrlehrer aus Krefeld. Er kennt die Tricks, um wenig Sprit zu verbrauchen. Der Hyundai Tucson, ein Geländewagen der Fahrschule, wird vollgetankt mit Super bleifrei. Dann werde ich eine bestimmte Strecke fahren, das Fahrzeug wieder aufgetankt, und anschließend ist Olaf Poelen dran. Start- und Zielpunkt ist die Tankstelle. Mal schauen, wie s ausgeht.

"Ich habe eine typische Strecke ausgewählt", sagt Poelen, "mit Autobahn, Landstraße und Stadtverkehr." Etwa 30 Minuten werden wir für die knapp 25 Kilometer brauchen. Der Fahrlehrer ist gespannt. "Auf so einer kurzen Strecke kann man eigentlich nicht viel ’rausholen." Oder doch? Es geht los. "Vorab gebe ich keine Tipps", verspricht der Fahrlehrer, "fahren Sie einfach wie immer." Werde ich tun.

Ich bin etwas nervös, Erinnerungen an meine Fahrschulzeit kommen hoch. Poelen merkt das und grinst. "Ich sitze hier nicht als Lehrer", betont er. Für manche meiner Aktionen gibt’s deshalb nur einen bösen Seitenblick - ein Fahrschüler wäre ärmer dran.

Es geht Richtung A57. Ich versuche, möglichst früh hochzuschalten. Das soll ja helfen, um Sprit zu sparen. Aber oft "verpenne" ich meinen Einsatz. Ist ja egal, sonst achte ich darauf auch nicht. An der Ausfahrt Moers-Kapellen geht es runter von der Autobahn und über Traar, Elfrath und Bockum wieder zurück in die Innenstadt. Ich bin in 34 Minuten exakt 24,2 Kilometer gefahren. Olaf Poelen muss 2,56 Liter nachtanken, macht 3,33 Euro. "Sie sind ein durchschnittlicher Fahrer", bescheinigt er mir. Ein "Vertreter-Typ", kein Raser. Einer, der halt öfter zu Terminen und dabei pünktlich sein muss.

Dann schwingt er sich hinter den Lenker. Ich glaube, ich kann ein bisschen "Muffensausen" erkennen. 2,56 Liter, soviel ist das gar nicht. "Ich bin ja auch kein Voll-Energiesparer", räumt Poelen ein, "zum Beispiel wird geraten, an Ampeln bei zehn Sekunden Rot den Motor auszumachen. Daran halte ich mich selten und würde das auch nie in der Fahrschule lehren." Aber das frühe Hochschalten, das mache schon sehr viel aus.

Poelen fährt aus Gewohnheit niedrigtourig. "Wenn es längere Zeit geradeaus geht, kann man auch in einer Tempo-50-Zone im fünften Gang fahren." Das hätte ich nie gemacht. Und es hilft manchmal auch, einen Gang zu "überspringen". "Etwa, wenn man auf die Autobahn auffährt. Dann kann man direkt vom dritten in den fünften Gang schalten."

Irgendwie wirkt die Fahrt gemächlich. Vor Ampeln, die Rot zeigen, lässt Poelen frühzeitig ganz entspannt den Wagen ausrollen. "Alle Autos haben mittlerweile die sogenannte Schubabschaltung. Das heißt, wenn man kein Gas mehr gibt, wird auch kein Benzin verbraucht." Klingt sehr einleuchtend. Springt die Ampel auf Grün, fährt er locker weiter.

Im Ziel gibt’s eine Überraschung. Auch Poelen hat ziemlich genau 34 Minuten gebraucht. Und das, obwohl er sich immer hundertprozentig an das vorgeschriebene Tempolimit gehalten hat. Die Stunde der Wahrheit schlägt an der Zapfsäule: 1,99 Liter und 2,59 Euro - über ein halber Liter weniger Spritverbrauch und 74 Cent gespart. Auf so einer kurzen Strecke, selbst Poelen ist erstaunt. "Zwischendurch hat mich aber auch der Ehrgeiz gepackt."

Trotzdem, spritsparend fahren kann jeder. Und viele Tipps sind auch zu einleuchtend: Dass man unnötigen Ballast - etwa Schneeketten im Sommer - aus dem Auto verbannen soll oder bei manchen Kurzstrecken den Wagen einfach mal stehen lässt. Und ein Vorurteil ist auch widerlegt: Länger ist man, wenn es hauptsächlich durch die Stadt geht, nicht unterwegs.