Flachsmarkt-Fischer Jörg Nadler: Sein Leben ist die Fischerei

Jörg Nadler zeigt, wie Fischer früher gearbeitet haben.

Krefeld. Unter der Woche arbeitet er als Küstenfischer auf dem Holm, einer Fischersiedlung in Schleswig, am Wochenende ist er in vielen Museen und auf Märkten als historischer Schleifischer unterwegs.

Dann zeigt er, wie Fischer in Steinzeit, Mittelalter und um die Jahrhundertwende gearbeitet und gelebt haben. Am Pfingstwochenende ist Jörg Nadler zum ersten Mal auf dem Flachsmarkt mit einem Stand vertreten. Im Gepäck hat er Fischereigeräte aus verschiedenen Epochen.

„In der Fischerei gehen viele alte Techniken verloren. Ich möchte, dass das Handwerk erhalten bleibt und nicht in Vergessenheit gerät“, sagt der 43-Jährige. Genau deshalb gefällt ihm der Flachsmarkt in Krefeld. „Ich bin sehr gespannt auf den Markt und freue mich darauf“, erzählt er.

Nadler wird zum Beispiel zeigen, wie Netze früher mit der Hand gefertigt und repariert wurden. Er bringt Reusen und Stellnetze mit — darunter befinden sich einige Originale, aber auch viele in mühsamer Kleinarbeit gebastelte Nachbildungen.

„Wenn das organisatorisch klappt, möchte ich auch ein Einbaum mitbringen. Das wiegt allerdings 140 Kilo“, so Nadler. Kinder können an seinem Stand an einer historischen Getriebeseilerei Seile selbst herstellen.

Auch Jörg Nadler selbst unternimmt eine Zeitreise, was sein Outfit angeht. „Ich schlüpfe in die Fischereikleidung der Jahrhundertwende“, verrät der gebürtige Wuppertaler.

Das heißt: weißes Leinenhemd, darüber eine schwarze Weste. Nicht fehlen darf eine Hose mit Hosenträgern und das obligatorische Uhrenkettchen. An den Füßen trägt der Fischer stilechte Holzklumpen.

„In der Fischerei hat sich im Laufe der Jahrhunderte gar nicht so viel verändert. Auch heute greift man noch auf viele alte Techniken zurück — nur halt mit moderneren Geräten“, erzählt Nadler. Nach seiner Ausbildung als Binnenfischer hat er lange Zeit als Ergotherapeut gearbeitet, weil er als Fischer keinen Job fand.

Nebenher beschäftigte er sich jedoch immer schon mit dem historischen Fischen. Als dann das Angebot kam, sich auf dem Holm als Fischer niederzulassen, sagte er schnell zu.

Seitdem verdient er sein Geld als moderner und als historischer Fischer. „Ich möchte die Sache gerne noch so 20 bis 30 Jahre machen“, wünscht er sich für die Zukunft. Er ist eben Fischer aus Leidenschaft.