Gold-Benni ist endlich daheim
Freunde, Nachbarn und Verwandte haben Benjamin Kleibrink strahlend empfangen.
Krefeld. Um exakt 21.17 Uhr biegt am Donnerstagabend ein schwarzer Kleinwagen in den Büdericher Weg in Fischeln ein und parkt rückwärts vor eine Garage. Ein blonder junger Mann mit auffälliger Frisur steigt aus, gekleidet mit einer roten Jacke, leicht zerfetzter Jeans und weißen Chucks-Schuhen. Die Goldmedaille mitsamt stolzem Inhaber Benjamin Kleibrink ist endlich zuhause in Krefeld angekommen.
Das Interesse, das der 23-Jährige durch seinen überraschenden Olympiasieg im Florettfechten erzeugt hat, ist riesig. Sofort wird er von kleinen Autogrammjägern umlagert, vor der Türe des schmucken, leicht zugewucherten Eigenheims seiner Eltern wartet etwa zwei Dutzend nachbarn, Freunde und Verwandte. Die haben auf dem Wendehammer vor dem Haus mit Kreide die fünf olympischen Ringe gemalt. Brennende Fackeln säumen den Weg.
Mutter Gabriela hat die Türe mit schwarze asiatische Sonnenschirmen, kleine Deutschlandflaggen und einen Florettdegen geschmückt. Im Fenster hängt eine Olympiaflagge und eine überdimensionale Goldmedaille. Voll ist es im Wohnzimmer und auf der Terrasse, weil die Hausherrin alle hereinbittet, die vor der Türe gewartet hatten. Es duftet nach Nudeln und Geschnetzeltem, das die Hausherrin hat liefern lassen.
Vor einem schwarzen Klavier ist obendrein ein großes kaltes Buffet mit Brot, Käse, Obst und einem Schokoladenbrunnen aufgebaut. Der Hausherr Volker serviert Sekt und Orangensaft. Auf der weißen Couch sitzen neben Freundin Kim die Schwestern Nadine und Jennifer mitsamt den Enkeln Maximilian und Julia, die erst vor wenigen Tagen geboren wurde.
Etwas kratzig wirkt die Stimme von "Benni", der eine Rede halten soll. Die freien Tage und langen Abende im olympischen Dorf, der zehnstündige Flug und die vielen Interviewwünsche haben ihre Spuren hinterlassen. Aber im Mittelpunkt zu stehen ist nicht unbedingt seine Sache, das wird schnell klar. Ein "Prost" muss reichen, um die rund 40 Gäste zu begrüßen.
Den Wunsch, das Edelmetall zu präsentieren, erfüllt er promt: Ein Griff in die Hosentasche, das rote Band entfummeln - so einfach geht das."In Krefeld fühle ich mich zuhause", sagt der Goldjunge wenig später im Gespräch mit der WZ. Was ihm an Peking besonders gefallen hat? "Alles." Das olympische Dorf mit seinem Flair, Nowitzki und Phelps, die ihm über den Weg liefen, die Spiele der Handballer, Beachvolleyballer und das Tischtennismatch, die er sich ansehen konnte - eine Rangliste möchte er da nicht aufstellen. Gerne hätte er die Abschlussfeier erlebt.
Aber die Pflicht ruft.Erst weit nach Mitternacht kommt Benjamin Kleibrink ins Bett. Ausschlafen kann er nicht: Schon um 8 Uhr geht gestern der Flieger, vom Flughafen Weeze geht es zu einem Turnier nach Polen. Am Montag geht es weiter nach Hamburg, wo alle Goldgewinner von einer großen Zeitung empfangen werden.
Wer ihn öffentlich in Krefeld erleben möchte, hat am Samstag, 30. August, Zeit dazu: Ab 19 Uhr gibt er im Stadtpark Fischeln Autogramme.