Heinrich Band: Der Tango-Revoluzzer
Ab Sonntag wird in der Fabrik Heeder beim Bandoneon-Festival das verfeinerte Akkordeon gefeiert.
Krefeld. Vor 150 Jahren, am 2. Dezember 1860, verstarb Heinrich Band, der Krefelder Erfinder des Bandoneons. Vor mehr als 160 Jahren entwickelte er das nach ihm benannte Bandoneon, das Traditionsinstrument des Tangos, wie es vor allem in Argentinien beheimatet ist und gespielt und geliebt wird. Zu Ehren von Heinrich Band und zur Erinnerung an ein nicht alltägliches Musikinstrument veranstaltet die Stadt Krefeld alle zwei Jahre ein "Bandoneon-Festival".
1821 in Krefeld geboren, übernahm Heinrich Band das kleine Musikaliengeschäft seines Vaters. 1844 inserierte er erstmals 40- bis 56-tönige Akkordeons. Band bezog diese Instrumente aus Sachsen, aber er verkaufte sie nie als Bandoneons oder "Bandonions", den Namen gab es noch nicht.
Heinrich Band begann Veränderungen an den gelieferten Instrumenten vorzunehmen. Er lebte in einer Zeit, die geradezu versessen war auf neue Klangfarben und Instrumente. 1848 heißt es in einer Anzeige von Heinrich Band: "Durch eine neue Erfindung haben wir unsere Akkordeons wieder bedeutend vervollkommnet."
Es ist belegt, dass der Absatz sich sprunghaft steigerte und ein Konkurrent von Band, Heinrich Schmitz, glaubte, auf den Zug des geschäftlichen Erfolgs aufspringen zu können. Er inserierte "Akkordeons und Concertinas, die von einigen auch wohl Bandonions genannt werden".
Dies verdeutlicht, dass der Begriff "Bandoneon" (oder in heute falscher Schreibweise: "Bandonion") zu einer Qualitätsbezeichnung innerhalb der Harmonikainstrumente geworden war, die von den normalen Akkordeons aus Sachsen unterschieden werden sollten.
Das erste Bandoneon gelangte wahrscheinlich 1855 nach Amerika, allerdings zunächst in die USA. Ein Krefelder Auswanderer, Wilhelm Seyffardt, bat seinen Bruder, er möge ihm doch ein Akkordeon schicken, und zwar auf jeden Fall ein Bandoneon.
Eine der zahlreichen, aber nicht mehr belegbaren Legenden über den Weg des Instruments nach Argentinien berichtet von einem englischen Matrosen, der es statt des geforderten Liebeslohns in einem argentinischen Bordell hinterließ. Seine Modulationsfähigkeit, Ausdruckskraft und Klangfarbe machten das Bandoneon schließlich zum führenden Instrument beim argentinischen Tango. Ein Kenner des Tangos sagte: "Buenos Aires hat seit seiner Entstehung auf das Bandoneon gewartet, so wie die Pampa seit tausenden von Jahren auf das Pferd."
In Deutschland wurde das Bandoneon schnell zu einem geselligen Instrument. Die Spieler schlossen sich zu Vereinen zusammen. Bald gab es öffentliche Konzertveranstaltungen, Abschlussbälle, Fachzeitschriften, sogar Unterstützungskassen für gestohlene und beschädigte Instrumente.
Nach 1930 verlor das Bandoneon in Deutschland an Bedeutung. Das gleichtönige Pianoakkordeon wurde beliebtestes Harmonikainstrument in Europa. Die großen südamerikanischen Tangointerpreten aber spielten weiterhin auf ihren alten, geliebten Bandoneons.
Das Krefelder Kulturbüro möchte mit dem Bandoneon-Festival die Verbindung zwischen dem Krefelder Heinrich Band und dem Hauptinstrument des Tangos aufzeigen. Nach einem Festival 1985 wurde das Thema wieder im Jahre 1996 aufgenommen und erzielte eine so große Resonanz bei Publikum und Fachwelt, dass seitdem alle zwei Jahre ein Bandoneon-Festival das kulturelle Leben Krefelds bereichert. Red