Mediothek: Schatz von lauter Geschichten
In den Vitrinen im Leseraum stehen Merian-Bände. Berühren ist nur mit Handschuhen erlaubt.
Krefeld. Klitzekleine Pferde, Männer mit Helmen und Kanonen - aus diesem Inventar sind die Schlachtenordnungen gemacht, mit denen der Kupferstecher Matthäus Merian (1593 bis 1650) eine ganze Reihe von Büchern gestaltet hat. 1637, in den Zeiten des Dreißigjährigen Krieges, hatte er mit der Herausgabe des "Theatrum Europaeum" begonnen. Insgesamt sollten es 21 dicke Bände werden - Merian hat aber nur die ersten fünf erlebt. Band 21 erschien erst ein Jahrhundert später, 1738.
Fünf Bände dieses bibliophilen Schatzes gehören zum Bestand der Krefelder Mediothek: Die Teile 1-3, 5 und 6 sind durch eine Schenkung des Arndt- Gymnasiums in das Magazin gekommen. Der Neubau war Anlass für die Schule, gegründet 1859, der Mediothek diese alten Bücher zu übergeben. Sie stehen seit Einrichtung des kleinen Clubleseraums dort in einer Vitrine.
"Wer sie lesen möchte, kann das unter Aufsicht tun", sagt Katrin Hufschmidt. Die Historikerin ist für das Magazin verantwortlich. Dort stehen "etwa 36 Regalmeter" alter Bücher. Einen großen Teil bilden die mit der alten Signatur 13 - Heimatkunde. Sie stehen in gesicherten Schränken im Leseraum - als Schatz, der auf begeisterte Leser wartet. Nicht ausleihbar, nicht fotokopierbar - anzufassen mit Handschuhen und zu erfassen mit der alten Kulturtechnik des Abschreibens.
Über die Herkunft hat das Arndt-Gymnasium keine Auskunft mitgegeben. In seinem "Theatrum Europaeum oder Wahrhafte Beschreibung aller Denckwürdigen Geschichten sohin und wieder fürnemblich in Europa" - so der Anfang des Titels - wollte Merian beschreiben, wie die Welt um ihn herum aussah. Der Anschaulichkeit halber auch mit vielen Kupferstichen. Auf ihnen sind nicht nur Schlachten und Soldaten, sondern auch Landkarten und Stadtansichten oder die Köpfe europäischer Herrschergeschlechter abgebildet. Und lauter Geschichten in etwas altertümlichen Deutsch.