Hilfsprojekt: Ein OP-Saal für die Menschen in Homa Bay

Der 21-jährige Krefelder Paul Schützeichel unterstützt ein Hospital in Kenia.

Krefeld. "Nach meiner Bundeswehrzeit wollte ich noch etwas machen." Als Paul Schützeichel das sagt, klingt es fast ein bisschen nach Abenteuerlust. Dass der 21-jährige Krefelder für ein Jahr nach Homa Bay, einer Stadt direkt am Viktoriasee in Kenia, auf Zeit auswanderte, mag auf den ersten Blick diesen Eindruck verstärken. Doch was der ehemalige Marienschüler dort innerhalb weniger Monate in Bewegung setzte, ist fern von jeglicher afrikanischer Touristen-Romantik. Mit festem Willen, Geduld und viel Unterstützung aus der Heimat initiierte der Student ein Hilfsprojekt, das Menschen in der Region Homa Bay das Leben retten wird.

Auf der Suche nach neuen Taten brachte ein Freund ihn auf Homa Bay. Das Telefonat, das dann sein Leben veränderte, dauerte nur sieben Minuten. Sein Gesprächspartner Bischof Philip Anyolo am anderen Ende der Leitung meinte abschließend nur: "Welcome to Kenia." Paul Schützeichel hatte so zumindest ein Reiseziel bei seinem Unternehmen "etwas machen" zu wollen.

Was ihn in Afrika erwartete, das war offen. Der Bischof stellte nur die Bedingung, dass er für ein Jahr kommt. Schützeichel willigte ein. Sein Schulwissen über Kenia war gering. Obwohl er erfuhr, dass das Gebiet um Homa Bay ein Hochrisikogebiet für Malaria und eine hohen HIV-Quote hat, blieb er bei seinem Plan.

Der Krefelder entschied sich, im St. Paul’s Missions Krankenhaus zu arbeiten. Zuerst wechselte er nur die Bettwäsche. Es dauerte aber nicht lange, bis er Aids-, Malaria- und Schwangerschaftstests durchführte. Als er Medikamente im nahen Distrikt-Krankenhaus abholen soll, zeigte ihm dessen Leiter das Haus. Die erschreckenden Zustände beeindruckten ihn. Die acht Schlafsäle waren brechend voll. Zum Teil lagen zwei Aids-Patienten in einem Bett. Es war schmutzig, ein ekliger Geruch lag in der Luft.

Ein Schlüsselerlebnis, denn Schützeichel wollte nun mehr leisten. Mit Verantwortlichen der Krankenhäuser, des Gesundheitsministeriums und der Diözese setzte er sich zusammen: Wo kann am effektivsten geholfen werden? Der Fokus richtete sich bald auf die OP-Situation. Im Distrikt-Krankenhaus existiert nur ein Saal. Notfälle können bei laufenden Operationen nicht behandelt werden. Die nächsten OPs sind 75 bzw. 140 Kilometer entfernt. "Für viele ist so eine Fahrt im Krankenwagen unbezahlbar", schildert er ernst. Bei den schlechten Straßen dauere eine Tour Stunden, falls die überhaupt ihr Ziel erreicht. Auf dem Weg streben auch schon mal Menschen. - Das St. Paul’s sollte also einen OP erhalten.

Wie ein Manager organisierte Schützeichel das Vorgehen. Erste einfache Arbeiten wurden erledigt. Vor allem aber musste die Frage der Finanzierung geklärt werden. Rund 41 000 Euro benötigt er für die Renovierung von Räumen und medizinischen Geräten. Mit einem Architekten wurden Pläne entworfen. Die wurden aber erst nach drei Monaten von den Behörden genehmigt. Derweil flossen die ersten Spenden aus Deutschland und dem Verein "Freunde für Afrika" ein. Denn mit dem Projekt sollte nicht begonnen werden bevor die Finanzierung steht. "Zurzeit sind es knapp 37 000 Euro." Das reicht aus, um nun zu starten. Neben dem OP hat Schützeichel übrigens noch andere Projekt in Homa Bay auf den Weg gebracht.

Seit einigen Wochen ist er nun wieder in Krefeld. Seine Gedanken kreisen oft um Homa Bay. Für viele Themen sei er nun sensibler. "Bevor ich nach Afrika gegangen bin, habe ich mich mit dem Thema nicht wirklich auseinandergesetzt." Das Leiden der Menschen in Afrika kenne er nun aus eigener Erfahrung. "Dann bekommt das ein reales Gesicht." Ob er zurück möchte? "So schnell wie möglich", lacht er.