Interview: "Handwerk bietet sehr sichere Arbeitsplätze"
Zum Jahresende gibt Otwin Dewes sein Amt als Kreishandwerksmeister ab. Mit der WZ sprach er über dieses Ende einer Ära.
Krefeld. Für das Krefelder Handwerk geht eine Ära zu Ende: In wenigen Wochen scheidet Otwin Dewes aus dem Amt des Kreishandwerksmeisters aus. Am 16. Dezember wählt die Mitgliederversammlung der Kreishandwerkerschaft Niederrhein den Nachfolger des Krefelders, der im April seinen 75. Geburtstag feierte. Die WZ sprach mit Otwin Dewes über sein Ehrenamt und die Situation im Handwerk.
Herr Dewes, wie lange sind Sie bereits Kreishandwerksmeister?
Otwin Dewes: 1999 habe ich das Amt von Wilhelm Hüren als Krefelder Kreishandwerksmeister übernommen. Nach der Fusion der Kreishandwerkerschaften Krefeld und Viersen im Jahr 2005 war ich auch für den Kreis Viersen zuständig und seit 2009 zusätzlich für den Rhein-Kreis Neuss — damals haben wir die zweite Fusion zur heutigen Kreishandwerkerschaft Niederrhein vollzogen.
Wie bewerten Sie diese Fusion zur Kreishandwerkerschaft Niederrhein?
Dewes: Dieser Zusammenschluss hat dem Handwerk zweifellos gut getan. Ich habe immer gesagt, dass die Handwerksorganisation ihre Kräfte bündeln muss, um für die Innungen und Mitgliedsbetriebe einen optimalen Service vorhalten zu können. Heute sind wir die größte Kreishandwerkerschaft in Deutschland und bieten als Arbeitgeberorganisation den Handwerksunternehmern eine umfangreiche Dienstleistungspalette. Das reicht von der Rechtsberatung über einen Inkassoservice bis hin zu vielen Leistungen rund um die Ausbildung. Rund 50 Innungen sind unter dem Dach der Kreishandwerkerschaft Niederrhein vereint — das verleiht dem Handwerk in der Region auch politisch Gewicht.
Ihr größter Erfolg in dieser Fusion? Gab es auch Fehlschläge?
Dewes: Der größte Erfolg war, dass wir in beiden Fusionen erreicht haben, die Leistungsfähigkeit für die Mitgliedsbetriebe zu erhöhen, ohne die Ortsnähe zu verlieren. Mit unseren drei Niederlassungen in Krefeld, Viersen und Neuss sind wir für die Betriebe leicht und schnell erreichbar. Fehlschläge gab es nicht — wir haben es geschafft, die handelnden Akteure aus dem Ehrenamt und die hauptamtlichen Mitarbeiter mitzunehmen, einzubinden und die Interessen zu bündeln. Das war mir immer wichtig.
Wie viel Arbeit bedeutet dieses Ehrenamt?
Dewes: Als Kreishandwerksmeister nehme ich an mehreren Sitzungen pro Woche teil. Hinzu kommen regelmäßige Rücksprachen mit unserem Hauptgeschäftsführer Paul Neukirchen und Repräsentationstermine.
Was sagen Sie zu dem drohenden Fachkräftemangel aus Sicht des Handwerks?
Dewes: Den Fachkräftemangel spüren wir heute schon. Umso wichtiger ist es, dass wir möglichst viele geeignete junge Menschen für eine Ausbildung im Handwerk gewinnen. Hier sind wir auf einem guten Weg: Die große Imagekampagne des Handwerks spricht Jugendliche auf eine witzige und lockere Weise an und kommuniziert, wie attraktiv das Handwerk ist. Gerade die technisch anspruchsvollen Handwerksberufe, wie Elektroniker oder Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, bieten sehr sichere Arbeitsplätze und hervorragende Zukunftsperspektiven. Hinzu kommt, dass zahlreiche Betriebe in den nächsten Jahren nicht nur gut ausgebildete Fachkräfte suchen, sondern auch Nachfolger für die Unternehmensführung. Somit ist eine handwerkliche Ausbildung eine hervorragende Basis beispielsweise für eine spätere Selbständigkeit. Das Handwerk ist eine gute Karriere-Alternative zum Studium.
Was wird für Sie anders, wenn Sie das Ehrenamt abgegeben haben?
Dewes: Nun, ich werde etwas mehr Zeit haben — vor allem für meine Frau Maria und unsere Enkel. Sicher werde ich auch wieder häufiger mit dem Fahrrad fahren. Gleichwohl bleibe ich weiterhin ehrenamtlich aktiv als ehrenamtlicher Richter am Arbeitsgericht Krefeld und im Verband der Straßenbauer. Außerdem bin ich noch gewähltes Mitglied der Vollversammlung der Handwerkskammer Düsseldorf.
Was wünschen Sie dem Handwerk in der Region, was wün-schen Sie der Stadt Krefeld?
Dewes: Dem Handwerk wünsche ich, dass es seine Probleme in den Griff bekommt und seine Chancen nutzt. Zu den Problemen zähle ich neben dem angesprochenen Fachkräftemangel vor allem die steigenden Energiekosten bei gleichzeitigem harten Preiswettbewerb in vielen Branchen und die bürokrati-schen Hemmnisse, die es vielerorts gibt. Die Chancen sehe ich für viele Handwerksbranchen in der energetischen Sanierung von Häusern und Wohnungen sowie im demografischen Wan-del: Ältere Kunden haben häufig andere Bedürfnisse und An-sprüche als jüngere. Hier gibt es noch viel Potenzial für das Handwerk. Der Stadt Krefeld wünsche ich, dass sie ihren Haushalt möglichst schnell konsolidiert. Und meinem Nachfolger im Amt des Kreishandwerksmeisters wünsche ich von Herzen viel Erfolg.