Junge Russen in Krefeld: In der Villa K. werden die Nächte lang
Zehn Tage verbringen 13 junge Russen ihren Urlaub im Jugendtreff. Sie nutzen ihren Besuch, um die Umgebung zu erkunden.
Krefeld. Schon von Weitem erkennt man eine Gruppe Jugendlicher, die sich am Zaun der Villa K. mit Pinsel und Farbe zu schaffen macht. Auf dem Programm steht heute das Work-Camp. Nach Ausflügen in den letzten Tage zum Kölner Dom, dem Duisburger Zoo und der Burg Linn helfen die sechs Jungen und sieben Mädchen aus Russland, das Jugendheim zu verschönern.
Seit einer Woche sind Nastia Nesterova und zwölf weitere junge Leute aus Cheboksary zu Besuch in Krefeld. Zehn Tage lang erkunden sie die Stadt und die Umgebung. Die Partnerschaft mit dem Schulsozialzentrum aus Cheboksary besteht seit 1991, seit 2005 findet der regelmäßige Austausch mit der Villa statt.
Nastia ist bereits zum dritten Mal dabei und hat bei ihren Aufenthalten in Krefeld schon viele Freunde gefunden. In Russland studiert die 18-Jährige Philosophie und Psychologie. "Wenn es klappt, möchte ich gerne einmal in Deutschland studieren", sagt sie. Ihre Universität kooperiert mit den Hochschulen in Düsseldorf und Duisburg.
Von dem Austausch ist sie sehr begeistert, deshalb fährt sie auch jedes Mal wieder mit. "Hier ist es so ganz anders als in Russland", erzählt sie. "Wenn es möglich ist, komme ich auf jeden Fall noch einmal nach Krefeld. Aber erst sollen die Deutschen wieder nach Russland kommen." Sie liebe beide Länder sehr, übersetzt die Dolmetscherin Natascha Wächter.
Einer von Nastias Freunden ist Eduard Belozerov. Der 19-jährige ist in Russland geboren und lebt seit zwölf Jahren in Deutschland. Er ist oft in der Villa K. und trifft sich dort mit Freunden zum Fußballspielen. Der Schüler der Abendrealschule war auch im vergangenen Jahr bei dem Austausch nach Cheboksary dabei. "Für mich ist das ein Heimatbesuch", erzählt er. "Unter eigenen Landsleuten zu sein tut auch mal gut."
Während des Aufenthaltes der russischen Gäste in der Villa übernachtet er mit ihnen im Haus und dolmetscht, wenn es nötig ist. "Ich übersetze eher in der Nacht, wenn die Dolmetscherin nicht da ist", sagt er und lacht. Viel Schlaf bekommen sie nicht. Sehr zum Leidwesen von Peter Binzen, Leiter der Einrichtung. "In der Nacht ist hier immer was los", sagt er.
Seit neun Jahren ist der Diplom-Pädagoge in der Villa K. beschäftigt. Der jährliche Austausch bedeutet für ihn immer viel Aufwand. Jedoch klappe es sehr gut, die Jugendlichen seien begeistert und fühlten sich wohl, sagt er.
Auch die Fahrt nach Russland sei immer ausgebucht. "Es ist wichtig, dass Jugendliche auch mal etwas anderes sehen", so Peter Binzen. Bis morgen sind die Russen aber erst einmal noch Gäste in der Seidenstadt.