Kabarett-Dinosaurier entlarven das Gewäsch der Politiker

Jochen Busse und Henning Venske haben nichts verlernt. Mit beißendem Spott nehmen sie die Demokratie unter die Lupe.

Jeder für sich ist ein kabarettistisches Urgestein, zusammen sind sie ein wunderbar bissiges Duo: Jochen Busse und Henning Venske zeigen sich unter dem Motto "Hauptsache, wir sind zusammen" in der Kulturfabrik und bringen auch musikalische Unterstützung mit. Rund 420 Zuschauer sind gekommen.

Eigentlich ist der Abend ja nur so etwas wie eine Probe für die nächste TV-Sendung. Wann genau die ausgestrahlt wird, darüber sind sich die Komiker nicht ganz einig. Mag sein, dass sie kurz vor Mitternacht gesendet wird, wenn die Nominierungen für den Grimme-Preis ausgestrahlt werden, die sowieso keiner mehr guckt. Oder schon davor, so gegen 23.15 Uhr, wenn es in der Woche eh Schlafenszeit ist. Kabarett ist im Comedy-Land nicht gerade ein Quotenbringer.

Die Szenen an diesem Abend finden in einem Wartezimmer statt. Jochen Busse liebt die dortige Atmosphäre. In der Tat: Wenn Busse und Venske sich unterhalten, kann sogar der Warteraum einer Arztpraxis höchst unterhaltsam werden. Die verbalen Anarchisten haben sich, so lassen sie das Publikum wissen, einen Spitzenbanker zur musikalischen Unterstützung geholt. "Er spielt das gleiche alte Lied wie vor der Krise", bestätigt Busse und animiert den Akkordeonisten.

Mit stoischer Gelassenheit lässt dieser die Spitze an sich abgleiten. Frank Grischeck verblüfft mit virtuosen Intermezzi, und manchmal kann er einem schon fast leid tun ob der vielen Häme, die ihm zuteil wird. Erst zum Schluss erfahren wir, dass er in Wahrheit eben das ist, was er zu sein scheint: ein begnadeter Musiker.

Busse und Venske verstehen es. Fakten hinter dem Blabla zu entblößen, die nackte Wahrheit zu finden, das gelingt den Kabarettisten aufs Trefflichste. Ähnlich wie bei einem Tennismatch erfolgt der Schlagabtausch.

Busse und Venske, das sind Bombenleger im Geiste. Sie hauen sich die Pointen um die Ohren, nehmen die Demokratie unter die Lupe, parodieren aufs Köstlichste vom Volk gewählte Meinungsmacher, entblößen politische Absichtserklärungen als hohles Gewäsch, erschrecken mit überraschenden Erkenntnissen.

Mit beißendem Spott entspinnt sich der Dialog, fast schon zu schnell, unnachgiebig folgt ein Angriff aufs Zwerchfell dem nächsten. Dass die Lunte trotzdem zündet, dafür sorgen auch die gut platzierten musikalischen Unterbrechungen.