Stadt mit tragender Rolle

Vom Drama bis zum Historienepos – Krefeld hat schon vielen Geschichten ein Gesicht gegeben.

Krefeld. Iris Berben, Heino Ferch, Jan Josef Liefers, Axel Prahl, Götz George. Sie alle haben es schon getan - in Krefeld Filme gedreht. Seit den 90er Jahren gehen immer mehr Anfragen von Filmteams bei der Stadt ein. So genannte Location-Scouts sind unterwegs, immer auf der Suche nach dem perfekten Drehort. Und tatsächlich hat fast jeder Schauspieler, der in Deutschland Rang und Namen hat, schon in der Seidenstadt vor der Kamera gestanden. Bloß wissen nur wenige davon, denn meist werden die Krefelder Drehorte im Film kurzerhand in eine andere Stadt verlegt.

"Krefeld kommt immer mehr ins Gespräch. Die Filmbranche braucht neue Schauplätze, große Städte wie Düsseldorf und Köln sind abgefilmt", sagt Michael Streubel aus dem Presseamt. Der 53-Jährige ist der Filmbeauftragte der Stadt, begleitet die Location-Scouts auf der Suche nach Drehorten. Bevor er seine Stelle im Rathaus angetreten hat war Streubel Mitgliede in der Jury der Oberhausener Kurzfilmtage.

"Bei der Suche nach Drehorten geht es nicht darum, Krefeld von seiner schönsten Seite zu präsentieren, sondern die Vorgaben zu erfüllen", erklärt Streubel. Tankstellen mit 70er Jahre- Charme und Häuserzeilen mit dem Flair der 60er hat er schon für Filmproduktionen aufgetan. Das Rathaus wurde für einen englische Streifen zum Bankhaus, auf Burg Linn wurde schon ein Mord begangen und die Villa des ehemaligen Finanzamtes war erst kürzlich Schauplatz für "Gottes mächtige Dienerin" mit Christine Neubauer. Der Kinofilm "Maria, ihm schmeckt’s nicht" mit Christian Ulmen spielte unter anderem in einem Lokal in Linn. In der Weststadt fiel mehrfach die Klappe für den Katastrophenfilm "Untergang der Pamir".

"Schade ist einfach, dass die Standorte in andere Städte verlegt werden. Für Krefelds Popularität bringen die Filme nich viel", erklärt Streubel. Dabei nimmt die Betreuung der Produktionen jedes Jahr fast zwei Wochen seiner Arbeitszeit in Anspruch. Mit den Location-Scouts ist er manchmal Tage unterwegs. Der Hauptfriedhof wird dann trotzdem im Tatort mit Jan Josef Liefers und Axel Prahl nach Münster verlegt, für eine Folge der Actionserie "Alarm für Cobra 11" nach Düsseldorf.

Erst einmal stand Krefeld kurz davor, Serienstadt zu werden. Sat1 hat damals Probefolgen für eine Krimireihe gedreht, deren Schauplatz Krefeld hätte sein sollen. Das Kreiswehrersatzamt wäre zum Polizeirevier geworden. "Leider wurde die Serie nie realisiert", sagt Streubel enttäuscht. Neben den großen Produktionsfirmen haben kleinere Filmemacher und Studenten Krefeld entdeckt. Bands haben Musikvideos in der Stadt abgefilmt, Kurzfilme gibt es zu den Themen Verkehr und Mode.

Wenn es nach Michael Streubel geht, könnten in Krefeld noch einige Klappen fallen. "Die Hülser Burg, der Uerdinger Marktplatz und Alt Linn waren noch keine Drehorte. Dabei haben sie richtig Potenzial, etwa für einen Historienfilm würde das Ambiente stimmen."