Stehender Applaus nach Mitternacht

Ein geteilter Abend erwartete die Zuhörer in der Friedenskirche

Krefeld. Ein Marathonabend erwartete die Zuhörer in der Friedenskirche. Als unmusikalisches Vorspiel gab es von Jochen Butz Bemerkungen über ganz normale Zeitgenossen und ihre Marotten. Anschließend kam der Nachwuchs der Bläserabteilung der Musikschule Krefeld zum Zuge.

In drei Quartetten entlockten die Jugendlichen ihren Klarinetten und Saxofonen Erstaunliches und zeigten schon eine bemerkenswerte Virtuosität.

Flotte Klänge von der klassischen Musik bis hin zu Ragtimes erfüllten den gerade einmal zur Hälfte besetzten Kirchenraum. Dann begann der Abend der "alten Herren": Kai Engelke, Willi Ennulat, Dietmar Spatz und Jürgen "Klonte" Fiedler bemühten sich, die "vergessenen Lieder des Jooschen Engelke" wieder ins Bewusstsein zu rufen.

Doch der Versuch scheiterte weitgehend, denn das Nuscheln vermochten auch die Mikrofone nicht in durchgehend verständliche Texte umzusetzen. Bei der Gitarrenbegleitung warf man sich zwar mächtig ins Zeug, doch dem Verständnis der Worte half dies wenig.

Aber dann kam Leben auf die Bühne, ein Wirbelwind fegte los: Johanna Zeul. Die Bezeichnung "Rampensau" empfindet sie als Kompliment und so positiv besetzt hat man sich das bis dahin nicht vorstellen können. Sie singt nicht nur, sie legt auch eine Sprachakrobatik an den Tag, macht dabei feinste Töne und Nuancen deutlich hörbar, wo man bei den Vorgängern auf der Bühne begonnen hat, an seinen Ohren zu zweifeln.

Johanna Zeul produziert mit ihrer Stimme in einer ungeahnten Kreativität Geräusche, dass man glaubt, unbekannten Instrumente in ihrem Gesang mit Gitarre zu hören.

Sprunghafte Wechsel, die für permanente Spannung sorgen, sind ihr Markenzeichen. Nach der zweiten Pause betreten wieder Herren fortgeschrittenen Alters das Podest.

Es geht auf Mitternacht zu, als der letzte Wechsel auf der Bühne stattfindet. Nach wenigen Takten ist klar, die Ausdauer wird belohnt. Mit ihrer ausdrucks- wie kraftvollen Stimme und einem Temperament, für das es noch eine Steigerung von "feurig" geben müsste, sorgt die Argentinierin Marili Machado binnen weniger Augenblicke dafür, dass der Kirchenraum zu beben beginnt. Nach Standing Ovations um halb eins hat der Liederabend ein gutes Ende gefunden.