Karneval: Der Zoch kann kommen
Der Weg des Rosenmontagszugs steht fest. Auch in Sachen Sicherheit ist alles geregelt. Nach der Katastrophe bei der Loveparade wurden die Sicherheitsbestimmungen für Großveranstaltungen verändert.
Krefeld. Wenn am 7. März um 12.11 Uhr der Rosenmontagszug startet, dann hat Rolf Kox zwar noch den spannendsten Teil seiner Arbeit vor sich. Einen weitaus größeren Berg hat der Krefelder Zugleiter aber bereits bewältigt. Bei der Organisation des närrischen Spaßes durch das Festkomitee Krefelder Karneval gibt es viel zu planen und zu beachten.
Sicherheitskonzept erstellen, Anmeldungen annehmen, Tüv-Zertifikate und Versicherungen prüfen, Absperrungen besorgen sowie Ordner, Verkehrskadetten und Rettungskräfte organisieren — die Liste, die Rolf Kox abzuarbeiten hat, ist lang. Und sie ist in diesem Jahr sogar noch länger geworden. Nach der Katastrophe bei der Loveparade wurden die Sicherheitsbestimmungen für Großveranstaltungen verändert. Das stellt in einigen Städten die Karnevalisten vor ein Problem.
So mussten die Veranstalter in Duisburg lange bangen, bis die Genehmigung vorlag. Die Jecken haben in puncto Sicherheit nachgebessert. Die Zahl der Ordner muss für den Rosenmontagszug mehr als verdoppelt werden. In Willich-Anrath wurde aus Sicherheits-Bedenken die Zugstrecke geändert.
Nicht so in Krefeld. Hier lief die Planung reibungslos, und auch die neuen Auflagen haben keine Probleme bereitet. „Der Zug steht“, sagt Rolf Kox. „Es ist alles in trockenen Tüchern, alles genehmigt.“ Bereits kurz nach der Tragödie bei der Loveparade in Duisburg habe er sich mit den zuständigen Ämtern bei der Stadt abgesprochen, wie die Veränderungen sich auf den Krefelder Rosenmontagszug auswirken.
„Das, was dieses Jahr gefordert wird, hatten wir all die Jahre vorher schon“, sagt Kox, „nur müssen wir es dieses Jahr schriftlich formulieren.“ Ein bisschen was hat sich allerdings schon für den Zugleiter geändert.
Neu sei etwa, dass er sich nun mit allen zuständigen Ämtern, darunter Jugend- und Ordnungsamt sowie Feuerwehr, Rettungsdiensten und Polizei detailliert abstimmen muss.
Sicherheitskräfte und Absperrungen hat es zwar in den Vorjahren auch immer schon gegeben, aber die Anzahl wird sich verdoppeln. „Wir haben jetzt mehr Ordner, weil wir auch mehr Kurven abgittern müssen. Vergangenes Jahr waren es 46 Ordner, dieses Jahr sind es rund 80“, sagt Kox.
Hinzu kommen rund 30 Verkehrskadetten, etwa 90 Rettungskräfte sowie Notärzte. „Das Rettungskräfte-Konzept haben wir schon seit Jahren“, sagt Kox. So gebe es eine zentrale Auffangstation, die sich beispielsweise um betrunkene Jugendliche kümmert, die es wie in vielen anderen Städten auch in Krefeld gibt.
Auch in diesem Jahr versucht man, diese Zahl gering zu halten. So plane das Jugendamt Testkäufe, um den Jugendlichen gar nicht erst die Möglichkeit zu geben, an Alkohol zu gelangen. Außerdem werden Jugend- und Ordnungsamt sowie die Polizei auch wieder am Rand des Zugweges die jungen Jecken kontrollieren.
Das Glasverbot, das Kox nach dem Rosenmontagszug im vergangenen Jahr gefordert hat, wird es nicht geben. „Auch mit einem Verbot kann man nicht verhindern, dass es wieder so Auswüchse gibt. Da können wir uns nicht gegen wehren“, sagt Kox.
Zur Erinnerung: An der Sternstraße mussten die Zugteilnehmer sich im vergangenen Jahr durch die Scherben kämpfen. Außerdem geriet der „Zoch“ kurz vor seiner Auflösung in eine Horde alkoholisierter und gewaltbereiter jugendlicher Zuschauer. Ein Auto, das dem Zug vorweg fährt, soll in diesem Jahr eine ähnliche Situation verhindern.
Vor allem das Mehr an Sicherheitskräften bedeutet auch mehr Kosten für die Veranstalter von Karnevalszügen. Finanziert werde die Veranstaltung durch die Vermarktung des Zuges, Teilnehmerbeiträge, Spenden und Erlöse aus Veranstaltungen.
Um die Mehrausgaben hereinzubekommen, habe man in diesem Jahr mehr Spenden gesammelt, sagt Kox. „Ob das unter dem Strich hinkommt, sehen wir etwa 14 Tage nach Karneval.“ Doch der Zugleiter ist guter Dinge. Und hofft eigentlich nur noch — so wie auch jeder andere Zugleiter — auf gutes Wetter, damit möglichst viele Narren zum „Zoch“ kommen.