Karneval in den Sälen: Narren gehen von 0 auf 100
In Uerdingen, in Fischeln und am Inrath wurde kräftig gefeiert — die WZ war dabei.
Krefeld. Piraten, Marienkäfer, Cowboys und viele andere Jecken finden sich am Samstag zur Kostümsitzung der KG Eulenturm zusammen. Unter dem Motto „Touristen sind am winken, an der Promenade nichts zu trinken“ tanzen, schunkeln und feiern an die 120 Narren bis nach Mitternacht.
Pünktlich um 19:11 Uhr hat sich der Saal des BayTreff verdunkelt, er ist in den Uerdinger Farben Rot und Blau geschmückt. „Unsere Mitglieder proben das ganze Jahr für diese Sitzung“, sagt Roswitha Müller, die seit 17 Jahren dabei ist. „Die Kostümsitzung ist wie eine Familiensitzung.“
Einen ersten Höhepunkt auf der Bühne setzen die Eulenminis, die zu Queen und Bon Jovi die Bühne rocken. Das jüngste Mitglied ist vier Jahre jung. Auch die „Showtanzgruppe“ und die „Eulendamen“ sorgten mit ihren Tänzen für ausgelassene Feierstimmung. „Flotte Musik, schöner Tanz“, sagt Sitzungspräsident Frank Brass. „Statt Gardentanz gibt es bei uns Showtanz.“
Auch Reden dürfen nicht fehlen. Zwei „Uerdinger Touristen“ berichten über vergangene und aktuelle Ereignisse. Getreu dem Sitzungsmotto machen sie die geplante Verschönerung der Rheinpromenade zum Thema. Musikalische Glanzlichter setzen später die Rhienstädter und die Oedingsche Jonges. Die Kinderprinzen Lars I. und Nina I. sowie das Prinzenpaar Dieter III. und Rosi I. werden begeistert empfangen. Dreifach „Uerdingen, Helau!“
Wenn schon der erste Programmpunkt für stehende Ovationen sorgt und die Stühle Bekanntschaft mit närrischen Füßen machen, dann kann man von einer absolut gelungenen Veranstaltung sprechen. Rund 500 Karnevalisten sind am Samstag zur großen Kostümsitzung der KG Op de Höh in die umfrisierte Turnhalle an der Alten Krefelder Straße gekommen. Sie werden Zeugen atemberaubender Artistik, eloquenter Komödianten und mitreißender Musik.
Gleich zu Beginn werden junge Gardisten durch die Luft gewirbelt und gekonnt gefangen. Ein Raunen geht durch die Menge. Nachwuchssorgen, das beweist die junge Garde, braucht man bei der KG Op de Höh nicht zu haben. Auch dem Düsseldorfer Tanzballett gelingt eine makellose Vorführung, die mit einer Rakete honoriert wird.
Für die größten Lacher sorgt das Duo Horst und Ewald. Mit Brillen in Cola-Flaschenböden-Stärke, hanseatischem Charme und einem sechs Meter langen Alphorn bilden sie eine erfrischende Alternative zum traditionellen kölsch-rheinischen Büttenreden-Singsang. Ihre Mixtur aus pointierten Geschichten und musikalischen Beiträgen lässt kaum ein Auge trocken und ebnet den Weg für eine rauschende Partynacht, die erst um zwei Uhr morgens ein Ende findet.
Ein Pflichttermin für waschechte Inrather ist die jährliche Prunksitzung der Lustigen Klosterbrüder von 1986. Sie findet seit 2006 jeweils im Januar im zentral gelegenen Raphaelsheim statt.
Pünktlich um 20.11 Uhr haben zum Start die Inrather Fanfaren ihr Heimspiel. Wenig später stehen die Stroßeräuber auf der Bühne. Mit ihrem Kölner Frontmann Jürgen Mayer bringen sie den Saal in Wallung.
Die Gäste begrüßen danach begeistert die Tanzgarde der Grönländer. Besonders die jüngsten Gardistinnen tanzen und purzeln sich in die Herzen aller Muttis und Omis. Die Inrather genießen sichtlich das von Präsident Egon Düster präsentierte Programm. Auch das Prinzenpaar schaut vorbei und wird bejubelt. Die Rhienstädter leiten zum „gemütlichen Teil“ über. Sonntagfrüh trifft man sich schon wieder, zur Herrensitzung.
Ein echtes Jubiläum feiert im Fischelner Burghof die KG Närrische Gartenzwerge: Zum 50. Geburtstag platzt der Saal aus allen Nähten. „Unser Verein wurde damals im Röck-Stöck von Mitgliedern des Gartenbaugeländes gegründet und erhielt daher seinen Namen“, erklärt der 1. Vorsitzende Herbert Ohlert.
Nach dem Einzug des 5er-Rates mit Tanzgarde und Fanfaren-Trompeten, sorgt Guido Hoss als Mr. Feinripp für die ersten Lacher. Neben fast philosophischen Sprüchen über die Vorteile von Feinripp-Unterwäsche spricht er auch über Weihnachten: „Ich hab mir etwas gewünscht, das in drei Sekunden von 0 auf 100 ist. Meine Frau hat mir eine Personenwaage geschenkt.“
Helmut Höffken zieht als „Der Advokat“ in Versform über Krefelder Themen wie die Laternenabschaltung und den verlorenen Krawattenmann her. Einen Solotanz aus den eigenen Reihen präsentiert die Tanzgarde der Gartenzwerge. Auch das Prinzenpaar gibt sich die Ehre. Für musikalische Unterhaltung sorgen Kölsche Bands wie De Ruse, Stroßeräuber und Zollhuus Colonia.
