Kinder schimpfen über die böse Stiefmutter

Gastspiel im Seidenweberhaus.

Krefeld. In prächtigen Kleidern und mit starken Stimmen versetzen die Darsteller des Theaters Liberi die Zuschauer im Seidenweberhaus in eine Zauberwelt. Es ist die Welt von Schneewittchen. Das bekannteste Märchen der Gebrüder Grimm wird als Musical-Abenteuer für die ganze Familie präsentiert.

Es erwartet die 450 Zuschauer ein Bühnenbild, das ebenso einfach wie effektvoll aus aneinandergereihten Scharnierwänden zunächst den Palast der „bösen“ Stiefmutter abbildet. Doch durch die Mithilfe der Darsteller wird aus den Säulen und Mauern bei sanften Musiktönen schnell der Wald, in dem die sieben Zwerge wohnen.

Mit einem einfachen Lichtspiel werden dann auch endlich die Zwerge in ihrem Waldhaus sichtbar, auf die die Kinder schon sehnsüchtig warten. Schneewittchen und ihre Nebendarsteller überzeugen auf der Bühne vor allem dadurch, dass die Gesangseinlagen genau auf den Punkt sind.

Das Ensemble schafft es, den Zuschauer durch ausdrucksvollen Gesang und Tanz in eine Welt einzuführen, die schon so oft dargestellt wurde und trotzdem von diesem Nachmittag in Erinnerung bleiben wird. „Ich kannte das Märchen schon vorher. Heute war es aber besonders schön wegen des Gesangs und des Tanzes. Und auch die schönen Kostüme fand ich toll“, sagt die neun Jahre alte Stephanie, die zusammen mit ihren Großeltern gekommen ist.

Ob in der ersten oder der letzten Reihe des Saals, der ganz besondere Glanz beim glücklichen Märchenende ist für die Zuschauer ebenso greifbar wie die aussichtslose Situation Schneewittchens im Haus ihrer hartherzigen Stiefmutter zu Beginn. „Die ist ganz schön böse“, ruft ein Kind während der Vorstellung auf die Bühne zur Stiefmutter hinauf und bekommt lautstarke Unterstützung aus dem Publikum in Form lauter kindlicher Ja-Rufe.

„Es ist ja nicht einfach, die Kinder in ein Musical mitzunehmen, da es meistens lange dauert und der Gesang nicht immer einfach zu verstehen ist“, sagt Brigitte Zepter, die die Vorstellung mit ihrem achtjährigen Sohn auf dem Schoß verbringt.

Mit guter und vor allem verständlicher Stimme tragen die Darsteller ihre Rollen vor und überspielen damit auch einige Tonprobleme der Technik. Zur Entspannung dient die Pause nach einer Stunde Spielzeit für Kinder und Erwachsene gleichermaßen, um sich in Ruhe von der Fortsetzung des Märchens verzaubern zu lassen und am Ende in voller Lautstärke den Gesangkünstlern zu applaudieren.