Kleiner Jay ist schwerer Bluter

Das Helios-Klinikum kooperiert mit dem Gerinnungszentrum Rhein-Ruhr, um dem Dreijährigen helfen zu können.

Krefeld. Der kleine Jay leidet von Geburt an unter einer seltenen Blutgerinnungsstörung, der schweren Hämophilie A. Die Krankheit ist vererbbar, bricht aber nur in 50 Prozent der Fälle und nur beim männlichen Geschlecht aus. Damit er nicht bei der kleinsten Verletzung verblutet, bekommt der Dreijährige fast täglich Gerinnungsfaktoren gespritzt. Doch er entwickelt Antikörper gegen das lebenswichtige sogenannte Faktorpräparat.

In enger Abstimmung mit seiner behandelnden Ärztin haben ihm die Experten am Helios-Klinikum Krefeld deshalb einen dauerhaften Zugang, einen sogenannten Port, für eine Immuntherapie gelegt. Dieser Eingriff ist selbst für erfahrene Chirurgen aufgrund der hohen Blutungsneigung des Patienten eine Herausforderung.

Jay wirkt schüchtern an diesem Morgen. Mit einem zaghaften Lächeln drückt sich der braunhaarige Junge mit den dunklen Augen an die Beine seiner Mutter. Doch dann entdeckt er die große Eisenbahn in der Eingangshalle der Kinderklinik im Klinikum. Er weiß, dass er vorsichtig sein muss, seine Schwester, die elfjährige June, nimmt ihn an die Hand. Wachsam klettert sie hinter ihrem Bruder auf die Lok.

Die Familie kommt von einem Treffen mit Oberarzt Dr. Thomas Imschweiler. Der kennt Jay gut, hat ihn damals betreut, als er den Port unter die Haut am Brustkorb gelegt bekam. Darüber kann sein Körper dauerhaft mit dem hoch dosierten Gerinnungspräparat versorgt werden.

Der Eingriff, bei dem auch ein zum Herzen führendes Blutgefäß geöffnet werden muss, ist nicht ohne Risiko, und Jay für Kinderchirurgin Dr. Karin Lawrenz kein alltäglicher Patient. Ohne den Faktor sickert bei dem Jungen schon aus einer kleinen Wunde, die andere nur mit einem Pflaster überkleben, viel mehr Blut als gewöhnlich. Dazu kommen mögliche innere Blutungen an Gelenken oder schlimmstenfalls in Lunge oder Hirn.

Um Hämophilie-Betroffene jeden Alters sicher versorgen zu können, kooperiert das Klinikum Krefeld unter anderem mit dem Gerinnungszentrum Rhein-Ruhr in Duisburg, wo auch Jay Patient ist. Besonders wichtig ist die Zusammenarbeit mit den Spezialisten, wenn die Betroffenen operiert werden müssen und somit einem erhöhten Blutungsrisiko ausgesetzt sind. Für die Chirurgen bedeutet es zusätzliche Sicherheit, wenn sie sich vorher mit den Gerinnungsspezialisten abstimmen können.

Bei Jays Port-Operation war seine betreuende Ärztin, die auch überregional bekannte Gerinnungsspezialistin Dr. Susan Halimeh, dabei: „Ich begleite meine Patienten manchmal ins Klinikum, um den persönlichen Kontakt zu meinen Kollegen zu halten. So füllen wir diese großartige Kooperation mit Leben.“ Vielleicht auch deshalb verlief Jays Operation reibungslos. Doch nicht nur er profitiert von der engen Zusammenarbeit der Ärzte, auch seinen Eltern macht es das Leben leichter. „Wir können ohne Probleme jederzeit herkommen, etwa wenn Jay an Feiertagen seine Spritze braucht. Die Ärzte der Kinderklinik kennen uns schon und wissen sofort, was zu tun ist“, sagt seine Mutter, Anja Schwarzbach, als sie ihren beiden Kindern beim Spielen auf der Lok zuschaut. Sie zuckt kurz zusammen, als Jay sich durch eine enge Öffnung zwängt.

Mittlerweile haben sich seine Werte stabilisiert, er kann ein fast normales Leben führen. Doch die Sorge um ihn ist ein fester Teil von Anja Schwarzbachs Lebens. Deshalb, sagt sie, sei es gut zu wissen, dass zwischen ihrem Zuhause und dem Klinikum nur wenige Kilometer liegen.