Kloster an der Marienschule: Eine eingeschworene Gemeinschaft
Im Kloster der Marienschule an der Hubertusstraße leben noch sieben Frauen. Sie bilden eine Gemeinschaft mit klaren Regeln.
Krefeld. Ein Kloster ist — im wörtlichen Sinn — ein verschlossener Raum. Den Ort und seine Bewohner umweht der Hauch des Mystischen, Geheimnisvollen. Die Menschen, die sich dem klösterlichen Leben verschrieben haben, befinden sich hinter hohen Klostermauern in einer religiösen Versunkenheit.
Dieses Bild vom Leben der Nonnen und Ordensbrüder stimmt nur noch bedingt. Heute öffnen sich die Klöster, bieten Meditationen, Exerzitien und Wellness, wenn sie nicht überhaupt schon eine weltliche Aufgabe verfolgen — wie die Ursulinen vom Calvarienberg-Ahrweiler. Sie übernahmen die Marienschule 1896 in ihre Trägerschaft.
Schwester Veritas Albers ist die Oberin der Ursulinen in Krefeld. Sie steht für Offenheit und führt die angemeldeten Besucher durch den Speisesaal, das sogenannte Refektorium, und den Klostergarten. Letzterer ist eine grüne Oase für die Schwestern mitten in der Stadt. „Natürlich hat sich das Klosterleben im Laufe der Zeit geändert“, sagt Schwester Veritas. „Die Öffnung ist besser.“
Heute leben an der Hubertusstraße noch sieben Schwestern im Alter zwischen 55 und 95 Jahren. „Nach dem Krieg waren es 44“, berichtet die Ordensfrau. Als Angela Merici 1535 den Orden gründete, war er für die Mädchen ein Weg, um zu einer Ausbildung zu gelangen und sozialen Aufstieg zu erfahren.
„Lehrerinnen durften nicht heiraten und wenn sie in die Ehe eintraten, war es mit dem Schuldienst vorbei. Damals hieß die Alternative Mann oder Mauer“, so Schwester Veritas Albers. „Es war ein hoher Preis. Die jungen Frauen mussten sich auch zu Gott berufen fühlen.“
Heute haben Frauen einen anderen Stand, können auch gut alleine leben. Die Folge: Die Klöster leeren sich. „Natürlich liegt es auch daran“, ist die Schwester sicher. „Wir hatten lange Zeit keinen Eintritt im Gesamtorden. Als ich 1964 eintrat, waren wir siebzehn im Noviziat.“
Die heute verbliebenen sieben Ordensschwestern sind eine eingeschworene Gemeinschaft, die sich zwar siezt und dennoch sehr nah ist. Die Ordensregeln bestimmen und strukturieren nach wie vor den Klostertag.
Der Wecker klingelt um kurz vor sechs Uhr. „Dann folgen die Laudes, das Morgengebet und die Heilige Messe um 7.15 Uhr. Danach wird gemeinsam gefrühstückt. Um 12 Uhr mittags steht das Angelus-Gebet auf dem Stundenplan und gegen 12.30 Uhr ist Zeit für das Mittagessen, das eine Angestellte zubereitet.
Am Wochenende sorgt Schwester Beatrix für die Mahlzeiten. Um 18 Uhr findet mit der Vesper die Abendandacht statt mit anschließendem Abendessen und einer gemeinsamen Gebetsstunde. „Jede Schwester hat darüber ein Programm, das sie selbst gestalten kann, mit einer Lesung aus dem Alten Testament, einer Meditation und dem Beten des Rosenkranzes.“
Die Schwestern gehen — wenn sie das Pensionsalter erreicht haben — in kein Altersheim. „Sie gehören zu uns und nehmen an unserem Leben teil.“ Jede Schwester geht einem Aufgabengebiet nach. Beispielsweise unterrichtet Schwester Barbara Theile an der Marienschule. Schwester Veritas Albers kümmert sich um die Verwaltung des Klosters.
Die Oberin ist darum bemüht, dass sich jede Ordensfrau wohlfühlt. Sie pflegt den Garten hinter der Mauer an der St.-Anton-Straße auch für die Anderen, besonders für Schwester Ehrentrude (95). „Wir sind Selbstversorger und ziehen Bohnen, Kartoffeln, Zucchini und unser Obst selbst heran. Auch die Blumen kommen aus unserem Garten.“