Konfirmanden zu Gast im Zentrum für Wohnungslose
Jugendliche lernen die Schlafplätze der Diakonie kennen. Die Räume sollen verhindern, dass Menschen erfrieren müssen.
Krefeld. Einblicke in den Alltag am Rand der Gesellschaft gehören für die Konfirmanden der Evangelischen Kirchengemeinde Grefrath zu ihrem Unterricht. „Zwei von vier Ausflügen, die wir anbieten, sollen dabei angenommen werden“, erklärt Diakonin Karin Rosenstengel. „Wir fahren zur Bahnhofsmission, zur Wohnungslosenstelle, zur Jugendberatung und zum Sozialcafé Robin Hood nach Viersen“.
Am späten Nachmittag steht sie mit zehn Jugendlichen und zwei weiteren Betreuerinnen im Beratungszentrum für Wohnungslose der Diakonie an der Lutherstraße. Eine Besichtigung des Übernachtungsbereichs sowie der Räumlichkeiten für den Tagesaufenthalt und die Gelegenheit zu Fragen und Gesprächen warten auf die Gruppe. Ilse Hilsenitz von der Diakonie Krefeld-Viersen macht solche Führungen für Jugendliche durch die Einrichtung seit etwa 15 Jahren.
In einem der Männerschlafräume erläutert sie: „Das ist eine Stufe über der Straße, über draußen erfrieren müssen. Da habt ihr einen Eindruck, wie es aussieht, wie es hier riecht!“ Doch sie weist die Jugendlichen darauf hin, dass es jetzt im Winter mit den Gerüchen nicht so schlimm sei, wie im Sommer, wenn zwölf Männer in dem Raum mit den Doppelstockbetten schlafen.
Für rund die Hälfte der Jugendlichen scheint dies wie die gesamte Besichtigung der Räumlichkeiten recht uninteressant zu sein. Das altersgemäße Verhalten von 13- oder 14-Jährigen kann man beobachten, das Handy und andere Nebensächlichkeiten sind für viele wichtiger. Im besten Fall schweigen die Jugendlichen und hören zu.
So stellen auch die Begleiterinnen die Fragen, so zum Beispiel, weshalb wesentlich weniger Schlafplätze für Frauen angeboten werden und wie der Ablauf in der Notschlafstelle ganz praktisch organisiert wird. Große Zurückhaltung zeigen die Jugendlichen, als sie aufgefordert werden, in den Tagesraum zu gehen, in dem sich zahlreiche Männer befinden, Fernsehen gucken, sich unterhalten oder nur still sitzen.
Im Vorraum werden einige wieder munterer, so dass die Leiterin der Einrichtung bitten muss: „Können die jungen Herren noch zuhören?“ Das große Schweigen kommt wieder, als sie zum Abschluss der kurz ausgefallenen Besichtigung gebeten werden, ihre Eindrücke und Gedanken zum Gesehenen zu schildern.
Mit Geduld lässt sich ihnen doch noch etwas entlocken. „Gut, dass man mal reingucken konnte, wie die hier leben“, meint Nele. „Dass hier so viele Menschen sind“, überrascht Michelle. Celina findet es gut, dass sie eine eigene Küche haben. Sie ist auch mit der größten Aufmerksamkeit dabei, denn sie protokolliert die Führung. Daraus sollen ein Artikel für den Gemeindebrief und die Texte für ein Infoplakat werden, das in der Gemeinde aufgehängt werden soll.