Konzert: Dem Swing fehlte der richtige Schwung
Die Silk-O-Phonics verschenken ihre Show im Stadtwaldhaus.
Krefeld. Es war ein Abend der krassen Gegensätze: 14 tolle Stimmen - fünf Männer und neun Frauen - loteten in ausgezeichnet arrangierten Vokalsätzen die Harmonien alter Swing Standards aus und kamen dennoch nicht in Schwung.
Begleitet wurden sie von einem bemerkenswerten Trio an Piano, Bass und Schlagzeug, das trotzdem die meiste Zeit darauf warten musste, endlich mal von der Leine gelassen zu werden. Balance und Lautstärke im schönen, für Toningenieure aber nicht ganz einfachen Saal des Stadtwaldhauses waren präzise auf dem Punkt, und trotzdem wollte keine rechte Stimmung aufkommen.
Von ihren Potenzialen her hätten die Silk-O-Phonics an diesem Abend glatt Manhattan Transfer in die Tasche stecken können. Aber man muss sich schon entscheiden, ob man zur britischen Teestunde säuseln oder einen handfesten Ballroom Swing spielen will. In den Tanzsälen der Swing-Ära ging rhythmisch die Post ab. Mit Jitterbug und Lindy Hop ging’s über Tische und Bänke. Doch davon war am Sonnabend wenig zu spüren.
Der Inszenierung lag wohl ein Missverständnis zugrunde. An der auf der Bühne aufgebauten Bar gaben sich die Darsteller eher unterkühlt als hot. Auch die viel zu langen, gestelzt vorgetragenen Geschichten, z.B. die von der Pianistin mit den enttäuschten Ambitionen, hätten eher in eine blasiert-langweilige Hotel-Bar gepasst als in den Savoy Ballroom oder den Cotton Club. Zudem boten sie nur selten eine echte inhaltliche Überleitung zum nächsten Musiktitel, wie es sich in einer Revue gehört, blieben stattdessen meist zusammenhanglos in der Luft hängen. So schleppte sich das Programm trotz beachtlicher gesanglicher Leistungen eher mühsam dahin.
Erst nach 40 Minuten gab’s mit George Shearing’s "Lullaby Of Birdland" (übrigens erst 1952 geschrieben) ein Highlight, und siehe da: die Silk-O-Phonics können durchaus swingen, wenn sie denn dürfen, wenn man sie nicht immer wieder auf halbem Wege abwürgt. Da kam endlich der ersehnte Rhythmus auf. Danach aber fiel das Ensemble alsbald wieder in eine nahezu schulmeisterliche Steifigkeit zurück und verschenkte konsequent alle zum Greifen nahen Chancen.
"It Don’t Mean A Thing If It Ain’t Got That Swing" textete der große Duke Ellington einst. Eben! Und just an diesem Song bewiesen die Silk-O-Phonics dann auch tatsächlich noch ein zweites Mal, dass durchaus richtig Power in ihnen steckt. Da sprühten sie vor Temperament. Warum nicht mehr davon? Der aufbrausende Applaus am Ende dieses Titels zeigte, dass das Publikum dies ebenso empfand.