Fotografie Krefeld, du bist so wunderbar
Schauspieler Cornelius Gebert ist mit einer Kamera losgezogen und hat versteckte sowie bekannte Ecken der Stadt fotografiert.
Krefeld. Cornelius Gebert ist seit fünf Jahren Schauspieler am Stadttheater. Solange wohnt er auch schon in Krefeld. Mit einer Kamera ist er losgezogen und hat die Stadt fotografiert — und nicht immer von ihrer schönsten Seite. 20 Bilder stellt er unter dem Titel „This is not Ballonseide“ ab dem 16. Mai im Foyer des Theaters aus. „Ich habe die Fotos stark bearbeitet, damit sie einen nostalgischen Touch haben. Es sind viele Nischen und Ecken mit dabei, die einem sonst gar nicht auffallen“, erklärt er.
Dabei geht es ihm nicht darum, Krefelds schlechtesten Seiten hervorzuheben, sondern vielmehr darum, eine Reflexion von der Stadt zu liefern. „Man muss den Jetzt-Zustand akzeptieren. Dieses verhaftet bleiben an dem Namen Samt- und Seidenstadt, die Frage ist viel eher: Wo führt der Weg hin?“, erklärt der 27-Jährige. Er will nicht den Jammerern recht, sondern einen Impuls zu etwas Drittem geben. „Früher war Samt und Seide, jetzt ist Ballonseide. Aber ich will auch gar nicht in einer geschniegelten Stadt wohnen.“
Die Faszination seiner Bilder macht aus, dass sie etwas hervorheben, das jeder Krefelder kennt, aber das so isoliert auf einem Foto eine ganz neue Aussagekraft bekommt. Unter dem Namen Traumfabrik wird es in der Ausstellung ein Foto des ehemaligen Hollywoodkinos geben. Einige Buchstaben sind schon abgefallen, die Fenster sind verhangen. „Das zeugt von einem Elan und man fragt sich, wo ist das geblieben?“ Mit der Kamera läuft er einfach los und fotografiert. Pro Bild arbeitet er am Computer etwa sechs Stunden an den Farben. Die wirken. Das Bild des Seidenweberhauses sieht aus, als wäre es vor 50 Jahren gemacht worden.
Auch Meister Ponzelar findet seinen Weg in die Ausstellung, allerdings mit dem Namen: Arbeiter mit Einkaufstüte. „Als ich neu in der Stadt war, habe ich immer gedacht, der trägt eine Waffe über der Schulter“, sagt Gebert. Besonders beeindruckend sind aber die Bilder, die die Stadt nicht von der bekannten Seite zeigen. Wie das Fenster aus dem etwa acht Puppen und ein Gartenzwerg gucken oder Herbert Pelzers Geschäft für Elektro- und Messgeräte, in dessen Schaufenster Zimmerpflanzen stehen. „Ich frage mich dann bei sowas, was ist die Geschichte dahinter? Wer ist Herbert Pelzer?“
Die Ausstellung zeigt Widersprüche, wie eine beleuchtete Plakatwand, an der keine Plakate mehr hängen und lädt ein, die eigene Stadt nochmal ganz neu zu betrachten. Die Bilder decken kleine Skurrilitäten auf, die im Vorbeilaufen gar nicht wahrgenommen werden. Wie die Waschmaschine auf dem Dach eines Mehrfamilienhauses.
Die Ausstellung ist ab dem 16. Mai an allen Vorstellungstagen jeweils eine Stunde vor Aufführungsbeginn geöffnet. Zur Vernissage um 17.30 Uhr gibt es einen Sektempfang und Musik von dem Krefelder Musiker Patrick Richardt. Der Eintritt ist frei. Alle Bilder stehen zum Verkauf.