Wir Krefelder Krefelder gründet nach Schädel-Hirn-Trauma Selbsthilfegruppe
Ulf Peters möchte nach seinem Schädel-Hirn-Trauma Menschen mit Hirnverletzungen helfen und ihnen neuen Mut schenken. Dazu gründet er eine Selbsthilfegruppe.
Krefeld. Nur ein Unfall und nichts ist mehr so, wie es einmal war. Ulf Peters’ Leben änderte sich mit einem kleinen Fehltritt am 8. Oktober 2011. Er übernachtete damals bei einem Freund. Weil er kein Licht anmachen wollte, stieg er die ungewohnt steile Raumspartreppe im Dunkeln runter und stürzte vom Dachgeschoss in die erste Etage. „Ich bin noch auf eigenen Füßen in den Krankenwagen“, erinnert sich der 49-Jährige. „Dann kam der Zusammenbruch.“
Mit einem Schädel-Hirn-Trauma lag Ulf Peters zwei Wochen lang im künstlichen Koma. Sechs Wochen Reha und verschiedene Therapien schlossen sich dem Klinikaufenthalt an. „Ich hatte Wortfindungsstörungen. Selbst den Namen meiner Ärztin konnte ich ein Jahr lang nicht aussprechen“, sagt Peters. „Später bekam ich Diabetes und Depressionen.“ Jahrelang kämpfte der Krefelder gegen die Folgen des Treppensturzes. Mit eisernem Willen schaffte er es Stück für Stück zurück in sein altes Leben. „Ich habe unglaublich viel Glück gehabt“, sagt der leidenschaftliche Handballer.
Dieses Glück möchte er teilen und deshalb plant Ulf Peters in Krefeld die Gründung einer Selbsthilfegruppe für Menschen, die von einer Hirnverletzung betroffen sind. Ob in Folge eines Schlaganfalls, einer Hirnblutung oder eines Hirntumors — er hat Ähnliches durchgemacht.
Peters kennt diese düsteren Tage und Monate und auch die absolute Hilflosigkeit. Und er weiß, „dass am Ende des Tunnels Licht ist“. Sein Wissen möchte er weitergeben, angefangen bei Fragen zur Bewältigung des Alltags nach einer solch schweren Verletzung über soziale und berufliche Aspekte bis hin zu den Folgen eines Schädel-Hirn-Traumas.
Der Lehrer für Sport, Geschichte, Politik und Informatik wollte so schnell wie möglich wieder arbeiten, unterrichtete ab Mai 2012 vier Stunden pro Woche und plante, nach den Herbstferien wieder voll einzusteigen. „Aber ich war nicht mehr ich selbst“, sagt Ulf Peters. „Meine große Klappe war weg. Ich war unsicher und hatte vor allem Angst. Auch vor den Schülern.“ Als er sich „nur noch zur Schule schleppte“, hörte er auf. „Niemand hatte mich darauf hingewiesen, dass ich mir für meine Wiedereingliederung zwei Jahre Zeit nehmen kann“, sagt Ulf Peters. „Keiner klärt einen richtig auf. Man wird mit allem alleingelassen.“
Das soll nun anders werden. In der neuen Selbsthilfegruppe — der einzigen am Niederrhein — können sich Betroffene mit einer Hirnverletzung über ihre Schwierigkeiten, Ängste und Erfahrungen austauschen, wertvolle Tipps, Informationen und Unterstützung bekommen, aber auch Kontakte knüpfen und gemeinsam die Freizeit gestalten. Im Begegnungszentrum Wiedenhof an der Mühlenstraße 42 werden die Treffen einmal im Monat an einem Freitagnachmittag stattfinden. Am ersten Treffen am 13. Januar können auch Angehörige teilnehmen.
„Die Selbsthilfe-Kontaktstelle in Krefeld unterstützt rund hundert Selbsthilfegruppen zu 60 Themen“, sagt Leiterin Anne Behnen, die auch Ulf Peters bei der Gründung der neuen Selbsthilfegruppe „Hirnverletzt“ behilflich ist. „Die neue Initiative versteht sich als Ergänzung zu der Selbsthilfegruppe der Aphasiker und dem Beratungsangebot der Selbsthilfeorganisation BDH (Bundesverband Rehabilitation), Kreisverband Krefeld.“
Es braucht viel Geduld, um im alltäglichen Leben wieder einigermaßen zurechtzukommen, soziale Kontakte wieder aufzunehmen und vielleicht wieder in den Beruf zurückzukehren. Ulf Peters unterrichtet seit März 2014 wieder voll. Und er ist wieder als Handballtrainer aktiv. Aktuell trainiert der vierfache Vater die Herrenmannschaft vom SG 76 Uerdingen.