Selbsthilfe Krebs trifft die Jungen mit anderer Wucht

Brigitte Müller will in der Beratungsstelle am Wiedenhof ab Januar eine Selbsthilfegruppe für Erkrankte unter 40 Jahren anbieten.

Foto: Bischof

Krefeld. Seit 1978 gibt es eine Selbsthilfegruppe an Krebs erkrankter Menschen in Krefeld. Aus dieser Bewegung entstand die Beratungsstelle für Krebsbetroffene und ihre Angehörigen, die seit langem im Begegnungszentrum Wiedenhof, Mühlenstraße 42, ihr Büro hat.

Brigitte Müller hat als betroffene Angehörige vor vielen Jahren den Weg dorthin gefunden und kümmert sich als Psychoonkologin bis heute um Menschen, die Rat und Unterstützung suchen. Im kommenden Jahr will Müller eine neue Gruppe für junge Krebskranke schaffen. „In Berlin gibt es eine solche Gruppe, auf die ich aufmerksam geworden bin“, erzählt Müller.

„Junge Leute“, hat Brigitte Müller in ihrer Arbeit erfahren, „wollen oft nicht in eine Selbsthilfegruppe, sie haben eher das Bedürfnis, sich in einem anonymen Rahmen auszutauschen, in dem sie nicht alles von sich preisgeben zu müssen.“ Dieser Austausch im Internet decke aber nicht alles ab.

Fragen zur Krankheit, die Bewältigung von Lebensängsten, die Unsicherheit über die berufliche und finanzielle Existenz oder die Frage, wie man in der Familie mit der Krankheit umgeht — diese Themen stellten sich für junge Menschen noch einmal anders, sagt Müller: „Es hat eine andere Wucht.“

Was bei den jungen Erkrankten besonders ausgeprägt ist: „Viele wollen einfach ganz schnell mit der Krankheit abschließen, alles hinter sich bringen, um bald wieder ihren normalen Alltag zu haben.“

Zu Beginn will Brigitte Müller einmal im Monat einen Termin gezielt für junge Krebskranke organisieren. Als „jung“ gelten Betroffene zwischen 18 bis 39 Jahren. „Man muss abwarten, ob sie die Möglichkeit nutzen.“

Die Psychoonkologin hilft, unterstützt und begleitet die Gruppe, wo es geboten ist, „aber sie sollte sich auf Dauer selbst tragen“.

Hören und lernen, wie andere mit den Problemen umgehen — das ist das Wesen dieser wie aller Selbsthilfegruppen, sagt Brigitte Müller. Die Gruppe biete einen Ort, wo man Sorgen abladen könne, mit denen man Familie und Freunde nicht belasten wolle.

Was ebenso wichtig sein kann: „Man muss nicht immer über die Krankheit reden und erklären, wie es einem geht. Die anderen fühlen sich ja genauso.“ Sich bewusst zu machen, was man möchte, was einem Freude macht, wie man seine Zeit nutzen will, das sei wichtig, und „sorgsam miteinander umzugehen“.

Selbsthilfe kann Mut machen, sagt Brigitte Müller über ihre seit langem bestehende Gruppe. In der sind Menschen ab 50, 55 Jahren, einige schon lange. Gerade von ihnen gehe eine wichtige Botschaft aus: „Die haben es geschafft, sind nicht an Krebs gestorben!“