Krefelder reist dahin, wo die Welt zu Ende ist
Erwin Grabars möchte für vier Wochen nach Kamtschatka und sucht noch Mitreisende. Die sollten fit sein.
Krefeld. "Da ist die Welt zu Ende." Dieser Satz ist schnell gesprochen. Erwin Grabars belässt es nicht beim Reden: Er will dahin. Dort, wo die Welt tatsächlich zu Ende ist. Nach Kamtschatka. "Wohin bitte?", werden Sie fragen.
Schauen Sie auf die Europa- und Asien-Karte: Gehen Sie über Moskau und dann immer weiter nach rechts, etwa 8000 Kilometer von der russischen Hauptstadt entfernt. Weit hinter der Mongolei stoßen Sie auf eine Halbinsel, nicht mehr so ganz weit weg von Alaska. Elf Flugstunden von Moskau entfernt - der längste Inlandsflug der Welt - steigt man in Petropavlovsk, Hauptstadt der Halbinsel, aus dem Jet.
Was will der Mann da? Grabars kennt den Landstrich aus eigener Anschauung, war 2006 schon dort. "Das würde ich gerne wiederholen", sagt der 65-Jährige, dem die Begeisterung ins Gesicht geschrieben ist. "Vulkane, Bären und Lachse", sind die ersten Vorstellungen, die ihm spontan einfallen. Und: Land, weites Land. Jede Menge davon.
Das reicht von Gegenden, die aussehen wie die sprichwörtliche Mondlandschaft, heißen Quellen, Waldgegenden bis zu Bergregionen, die aussehen wie Himalaya-Gipfel. Zusätzlicher Anreiz: Die Gastfreundschaft der Menschen. Zumindest dort, wo man welche antrifft. Für einen Trip dorthin sucht Grabars noch Begleiter. "Die Reise muss man über örtliche Anbieter organisieren." So hatte er’s beim letzten Mal gemacht, so könnte es wieder laufen.
Zwei Tage in Petropavlovsk, dann ging’s Richtung Norden - über die einzige richtige Straße. Übernachtet wurde manchmal in Hütten, normalerweise aber im Zelt. "Das kann kalt werden", warnt Grabars. Die Gruppe wanderte täglich acht, bei einer Gelegenheit sogar zwölf Stunden - nichts für Untrainierte.
Später ging’s in den Süden von Kamtschatka. Kontakt mit der Bevölkerung? Außer in der Hauptstadt kaum. Schon mal eine flüchtige Begegnung an heißen Quellen mit russischen Reisenden. Nomaden sah die Gruppe lediglich mal auf eine größere Entfernung.
Grabars stellt sich den September als Reisemonat vor. Dann gebe es keine Probleme mit Moskitos. Die kleinen Plagegeister können den Urlaub ganz schön vergällen. "Man darf auch nicht pingelig sein", warnt er.
So seien Toilettenhäuschen (natürlich als Plumpsklo) außerhalb der winzigen Siedlungen sehr selten. Das morgendliche Waschen finde zumeist an einem Bach statt. Und über eine gewisse Fitness müssen die Teilnehmer schon verfügen. Ein Gesundheitscheck beim Arzt muss sein.
Wie kommt man dazu, in solch entlegene Gegenden der Welt zu reisen? "Das fing bei mir schon früh an", sagt Grabars. Als Elektromeister war er schon in den frühen 70er Jahren in Südamerika unterwegs. Für die Firma AEG auf Montage.
Das Unternehmen hatte eine Niederlassung in Krefeld am Ostwall, wo Grabars bis Anfang des Jahres arbeitete. Dort war der Mann in verschiedenen Gebäuden in Krefeld tätig. Heute hat er eine eigene Firma, die Regeltechnik in Sachen Kälte/Wärme/Klima einbaut.
Aus dem Reisen ist inzwischen ein größeres Hobby geworden. Grabars war schon in Papua Neuguinea und auch in der Mongolei unterwegs. Bedenken vor solchen Zielen? "Manchmal", räumt er ein. "Aber wenn ich dann einmal dort bin, funktioniert alles wunderbar."