Kunstexperte aus Kolumbien in Krefeld

Alejandro Daniels arbeitet an einem Katalog für 130 Kunstwerke der Kunstmuseen. Der 37-Jährige hat in Bochum promoviert.

Krefeld. An der Universität lernt man viel Theorie, praktische Erfahrungen sammelt man erst im Berufsleben. Eine gute Möglichkeit für ein erstes intensives Schnuppern in die Arbeitswelt ist ein Volontariat. Ein solches absolviert derzeit Alejandro Daniels bei den Krefelder Kunstmuseen.

Der frisch promovierte Kunsthistoriker hat im September 2012 seine auf zwei Jahre befristete Tätigkeit begonnen. Als „knallharte Praxis“ beschreibt die stellvertretende Museumsdirektorin Sylvia Martin den Museumsalltag. „Wir sind nicht den ganzen Tag lang mit der Betrachtung von Kunstwerken beschäftigt“, sagt sie lächelnd.

Neben den vielen organisatorischen Aufgaben gehören auch der Kontakt mit Künstlern sowie der Umgang mit Finanzen als Basisarbeit dazu. Auch das Forschen und Schreiben sind weitere wichtige Tätigkeiten.

Genau das ist die Hauptaufgabe von Alejandro Daniels. Seit einiger Zeit arbeitet das Museum an einem Bestandskatalog, der auf drei Bände angelegt ist. Derzeit wird der erste Band erstellt, der die Kunstwerke der Sammlung ab 1945 bis heute erfasst.

Aus den 600 im Register aufgelisteten Werken wurden 130 ausgewählt, die im Katalog mit Texten näher erläutert werden sollen. Damit ist Daniels gemeinsam mit dem Museumsteam jetzt beschäftigt. Eine zeitintensive Tätigkeit, da jedes Werk überprüft und interpretiert werden muss. „Es ist eine Vertiefung dessen, was man an der Uni gelernt hat“, sagt Alejandro Daniels dazu.

Der gebürtige Kolumbianer, der perfekt Deutsch spricht, beschäftigt sich gerne mit kunsttheoretischen Fragen. Der heute 37-Jährige hat zunächst in seiner Heimat und dann im spanischen Valencia bildende Kunst studiert.

Der gute Ruf deutscher Universitäten führte ihn ins Rheinland, wo er in Bonn Kunstgeschichte, Romanistik und Komparatistik studierte. Seine Promotion mit dem komplexen Titel „Die Verwandlung der Dinge. Zur Ästhetik der Aneignung in der New Yorker Kunstszene“ absolvierte er anschließend in Bochum.

Da sein besonderes Interesse der amerikanischen Kunst der 1960er und 1970er Jahre gilt, war Krefeld ihm bei seiner Bewerbung bereits ein Begriff. „Sein Promotionsthema hat uns sofort angesprochen“, sagt Martin dazu. Kernbereich der Ausschreibung war der Katalog, an dem Alejandro Daniels jetzt mit Begeisterung mitarbeitet. „Der direkte Bezug zu den Kunstobjekten ist ein Privileg“, sagt er.

Zur geplanten Wiedereröffnung des KWM Ende 2014 soll der Band fertig sein. Dann wird auch Daniels Volontariat beendet sein. Genauere Pläne für die Zeit danach hat er noch nicht. „Ich würde gerne weiter in dieser Richtung arbeiten.“