Kurs im Schönwasserpark: „Wecke das Qi in dir“
Lebenskraft: Tai Chi Chuan an der frischen Luft weckt die Lebensgeister und bringt innere Ruhe. Wer will, kann es im Schönwasserpark ausprobieren.
Krefeld. Die Bäume rascheln im Wind. Der Blick ist gerade ausgerichtet. Blätter tanzen über den Kiesweg. Die Atmung ist kontrolliert. Enten dümpeln ruhig umher. Mit jedem Atemzug fällt die innere Last, der Alltagsstress verfliegt. Tai Chi Chuan ist Entspannung auf chinesisch.
Die Beine sinken langsam ab; die Arme begeben sich in Richtung Schulterhöhe. Einatmen. Die Arme wieder senken: eine rollende, fließende Bewegung von der Schulter abwärts; die Beine wieder leicht durchstrecken. Ausatmen. Für den Betrachter sieht es wie ein Marionettenspiel aus. Die Übung "Das Qi wecken" wird mehrmals wiederholt.
"Die einzelnen Bewegungen bilden eine Art Kreislauf und hören nie auf", erklärt Übungsleiter Bernd Schwenke vom Verein für Zen-Kampfkunst Krefeld. Sie müssen fließen. Das Qi (Ch’i ausgesprochen), eine Art Energiefluss im Körper, muss zirkulieren können. Durch die Übungen lernt man, es wahrzunehmen und zu kontrollieren. Es ist eine Art Hineinhorchen in den eigenen Körper.
Mit der Zeit ändert sich das Körpergefühl. "Man entwickelt ein Bewusstsein, lernt die eigenen körperlichen Grenzen kennen und dadurch sich selbst", erklärt der Karatelehrer.
Der "Tai-Chi-Meister" hat die Augen geschlossen. Die Hände sind gekreuzt. Langsam führt man sie von unten vor das Gesicht. "Man muss sich vorstellen, dass man etwas auseinanderschiebt", sagt der 45-Jährige. Der Name der Übung: "Die Wolken teilen".
Ein Tipp für Anfänger: Bei Koordinationsschwächen oder Gleichgewichtsproblemen die Augen geöffnet lassen. Ein geeigneter Fixpunkt: das Entennest inmitten des Weihers im Schönwasserpark.
Trotz geöffneter Augen nimmt der Tai Chi-Sportler die Welt um sich herum nicht richtig wahr. Die Konzentration gilt der Atmung, den fließenden Bewegungen, einem Selbst. "Das Qi sammeln und ins Dantien (Energiezentrum im Bereich des Unterbauchs) führen":
Die Hände bewegen, als wolle man Blätter zusammenkehren, dann langsam am Gesicht vorbei über den Kopf führen. "Dabei die Atmung nicht vergessen, sie lenkt jede einzelne Bewegung, gibt sozusagen den Takt vor." Heben, einatmen; senken, ausatmen.
Beherrscht man Tai Chi Chuan, lässt es sich in jede Alltagssituation übertragen, egal ob beim Spazieren, Spülen oder Schreiben: Die Atmung wird bewusster, der Rücken entspannt sich, man nimmt seinen Körper anders wahr.