Welt-Down-Syndrom-Tag Lena freut sich auf die Wohngemeinschaft

Fünf junge Leute mit Down-Syndrom wollen in Hüls mit Unterstützung der Lebenshilfe bald ein selbstbestimmtes Leben führen.

Lena kennt sich in Hüls gut aus und hat keine Angst vor dem selbstständigen Leben.

Krefeld. Die Stimmung ist prima und es schwingt ein bisschen Aufregung mit: Fünf junge Leute treffen sich in Hüls in der Eisdiele. Mit ihren Begleitern von der Lebenshilfe plaudern die Menschen mit Behinderung über dies und das.

„Die Arbeit heute war langweilig“, berichtet Lena van Helden, 23 Jahre alt. Sie ist wie die anderen vier in einer Werkstatt des Heilpädagogischen Zentrums (HPZ) tätig.

Lena hat das Down-Syndrom. Und doch: „Lena steht mitten im Leben“, sagt Angelika Fehmer vom Ambulant Unterstützten Wohnen (AUW) der Lebenshilfe. „Lena spricht oft über Dinge und Themen, die für sie aktuell sind.“

Das sind gemeinsame Urlaubspläne, Teestubenbesuche, der KFC-Uerdingen oder an diesem Freitag etwas Besonderes. Es steht eine Hausbesichtigung an, die alle fünf angeht. Das Quintett wird ab April eine Wohngruppe bilden.

Überlegt, geplant, organisiert hat das zusammen mit den Menschen mit Behinderung die Lebenshilfe Krefeld. Der junge Mann und drei der jungen Frauen kennen sich schon lange. Sie leben bei ihren Eltern in Hüls und haben dieselbe Förderschule besucht. In der Werkstatt des HPZ arbeiten alle fünf. Lebhaft sprechen sie darüber, dass sie sich nun selbstständig machen werden.

„Wir ziehen bald um. Und wohnen dann in einer Gruppe“, sagt Lena gut gelaunt. Noch lebt die 23-Jährige bei ihrer Mutter. „Hier in Hüls kenne ich mich aus. Ich weiß die Wege zur Freizeitgruppe, zum Arzt und zur Eisdiele“, sagt sie. Und neulich ist sie zum ersten Mal allein mit Bus und Bahn von Hüls bis in die Gartenstraße gefahren.

Dort nimmt sie an einem Schreib- und Lesekurs der VHS teil. Deswegen ist sie es auch, die beim Treffen in Schönschrift eine Glückwunschkarte schreibt, die alle anderen unterzeichnen: Eine Lebenshilfe-Mitarbeiterin hat gerade ein Baby bekommen.

Als sie ihre Eisbecher bezahlen wollen, bekommen sie einen Briefumschlag von der Bedienung: Ein anderer Gast hat beim Gehen dem vergnügten Tisch einen Gutschein überlassen, der dem Taschengeld gut tut. Wieder mal ein Beispiel dafür, wie in dem Krefelder Stadtteil Hüls die Menschen mit Behinderung in bester Nachbarschaft leben.

Auch deswegen sind die fünf und ihre Eltern so froh, dass die neue Wohngruppe in Hüls gegründet werden konnte. So wird sich, was Lenas Wege zum Bäcker oder zur Eisdiele angeht, nicht viel ändern.

Ihr neues Zuhause wurde komplett renoviert und strahlt mit weißen Wänden, altmodischen Holzgeländern und einem modernen, praktischen Kunststofffußboden, der gut zu pflegen ist. Die Aufteilung der Räume steht schon fest. Der einzige Mann zieht unters Dach. Eine junge Frau, die es schwer hat mit dem Gehen, wird im Erdgeschoss wohnen, und die drei anderen Mädels teilen sich die erste Etage.

„Die Baustelle haben wir nicht besichtigt“, sagt Angelika Fehmer von der Lebenshilfe, „das war zu unbehaglich.“ Aber nun, da nur noch die Fußleisten angebracht werden müssen, erobern die fünf sich ihr neues Terrain. Lenas Zimmer liegt in der ersten Etage, hat einen Balkon mit schmiedeeisernem Geländer und Fenster zu zwei Seiten.

Sie weiß auch schon, wo sie Bett und Schrank hinstellen will. Wie zum Beispiel das Wohnzimmer eingerichtet wird, darüber müssen die WGler sich einigen. Eine junge Frau hat mit den Eltern schon allerhand Dekoratives eingekauft, ein Vater baut die Küche ein. Lenas Farbwunsch dafür fand keine Mehrheit: „Lila finde ich gut“, sagt Lena.

Am Ende des Besichtigungstermins kommen die Eltern der jungen Leute vorbei. Lenas Mutter ist sehr froh, dass ihre Tochter sich ganz in ihrer Nähe an die Selbstständigkeit wagt. „Es ist ein großes Glück für Lena und für mich“, sagt ihre Mutter, die mit einem lachenden und weinenden Auge an den Auszug denkt.

Lena ist bestens gestimmt: „Ich habe ein Zimmer mit Balkon, da kann ich sehen, wenn meine Mama zu Besuch kommt!“ Darauf freut sie sich jetzt schon — und auf den Erdbeerkuchen, den ihre Mutter dann sicher mitbringt.