Trendsport Schlittschuh-Akrobaten fehlt die Eiszeit

Junge Gruppe will Ice-Freestyle in Krefeld etablieren. Zu regulären Laufzeiten sind sie unerwünscht.

Trendsport: Schlittschuh-Akrobaten fehlt die Eiszeit
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. „Hier waren wir in Köln bei einem Event“, sagt Jason Jaenicke und zeigt ein selbst gedrehtes Video auf seinem Smartphone. Wie ein Breakdancer tanzt er mit Schlittschuhen auf dem Eis, läuft auf Händen durch die Halle oder springt über drei Personen, die sich vor ihm auf dem Boden positioniert haben. „Ice-Freestyle“ nennt der 19-Jährige das.

Und das ist anscheinend zu spektakulär für den regulären Krefelder Eishallenbetrieb: „Wenn wir unsere Tricks machen, werden wir von den Eismeistern rausgeschmissen.“

Jaenicke hat mit der in Deutschland noch relativ unbekannten Sportart im Jahr 2014 angefangen, nachdem er andere Eisakrobaten in Hallen außerhalb von Krefeld gesehen hatte. Seitdem bemüht sich der 19-Jährige auch darum, ein Team mit gleichgesinnten Jugendlichen in seiner Heimatstadt zu formen.

„Wenn man gut Eislaufen kann, sind die ersten Tricks schnell erlernt“, ermutigt Jaenicke Interessierte. Bedruckte T-Shirts und einen eigenen Namen haben die fünf Schlittschuh-Fans um den 19-Jährigen schon. „X-treme Ice Freestyler Krefeld“ heißt auch die Facebook-Seite auf der Fotos und Videos von Ausflügen und Trainingseinheiten geteilt werden, um möglichen Nachwuchs für den Sport zu begeistern.

Das Problem: Die einzigen Trainingseinheiten, die die Gruppe zurzeit regelmäßig durchführen kann, finden ganz ohne Schlittschuhe und Eis statt.

Im Jugendhaus Café Oje an der Felbelstraße 23 machen die 11 bis 19 Jahre alten Jugendlichen seit kurzem einmal die Woche ihre Trockenübungen. Saltos und Sprünge machen unter diesen Bedingungen aber nur halb so viel Spaß. „Die Jugendlichen können es sich nicht leisten in Krefeld Eisflächen zu mieten“, sagt Renate Jess. Die 37-Jährige hat erst kürzlich die ersten Freestyle-Schritte gelernt. „Ich habe Jason beim Eislaufen kennengelernt.

Der Sport hat mich so begeistert, dass ich ihnen jetzt helfen will.“ Nach Anfragen bei der Stadt und anderen sportlichen Institutionen Krefelds ist Jess jedoch schnell klar, dass es nicht einfach wird, für die junge Gruppe eine praktikable Eiszeit in Krefeld zu bekommen. „Man hat Zeiten um sieben oder 23 Uhr angeboten und eine Stunde für 125 Euro können sich die Jugendlichen nicht leisten“, sagt sie.

„Das ist keine Ausnahme“, sagt Stadtsprecher Manuel Kölker. Obwohl es in Krefeld vergleichsweise viele Eisflächen gebe, seien eigentlich alle Plätze ausgebucht. Und: „Wir würden gerne mehr anbieten, aber solche Zeiten sind auch bei anderen Vereinen die Regel.“ Jess wünscht sich hingegen mehr Unterstützung in einer Stadt, in der der Eissport einen so hohen Stellenrang genieße. „Da sind Kinder, die was machen wollen. Denen sollte man doch Möglichkeiten aufweisen.“

Bis sich in Sachen Eiszeit etwas bewegt, will Jason Jaenicke seinen großen Traum nicht aus den Augen verlieren: „Irgendwann wollen wir an Wettbewerben in Belgien oder Frankreich teilnehmen. Dort ist Ice—Freestyle bekannter und es gibt viele Profi-Teams“, sagt der 19-Jährige, der sich alle Tricks selber beigebracht hat und jetzt sein Wissen weitergibt.

Den 13-jährigen Maurice Becker konnte Jaenicke mit Leichtigkeit von der eher noch unbekannten Eisportart überzeugen. Wenn der auf dem Eis neue Kunststücke erlernt, ist das für ihn, „als wäre man in seiner eigenen Welt“.