Marlies Mildebrath-Schroer - Eine Meisterin der Vielfalt
Marlies Mildebrath-Schroer sammelte in gleich drei Disziplinen Erfolge. Auch als Funktionärin war sie erfolgreich.
Krefeld. Sie ist die unangefochtene „Deutsche Mehrkampfmeisterin“ im Eissport: Marlies Mildebrath-Schroer, ihr „Treppchen-Tripple“ ist unerreicht. Denn noch nie hat jemand in der mehr als 100-jährigen Geschichte der Deutschen Titelkämpfe auf dem Kunstlauf-Eis in gleich drei Disziplinen so weit oben auf dem Treppchen gestanden.
Vier Mal Platz zwei und einmal Platz eins, — aber wie gesagt, in drei Disziplinen. Das ist ungefähr so, als ob ein Rennfahrer in der Formel 1, in der Rallye und mit dem Motorrad aufs Treppchen gefahren wäre.
Zunächst holte sie 1948 im Einzellauf Platz zwei bei der Heim-Meisterschaft in Krefeld. Es folgten von 1948 bis 1951 drei Mal Platz zwei und einmal Platz drei im Paarlaufen, jeweils hinter den Weltstars Ria Baran/Paul Falk. Und dann 1952, nach einem für Eiskunstläufer höchst ungewöhnlichen Wechsel und nur einem Jahr Trainingszeit, Deutsche Meisterin 1952 mit Kurt Müller im Eistanz. Und sie ist eine markante Zeitzeugin für den Krefelder Eislauf.
Im Dezember 1936 machte sie mit ihren ersten Schlittschuhen — typisch für Krefeld natürlich ein Weihnachtsgeschenk — die ersten Schritte auf dem Eis des damals brandneuen Hindenburg-Stadions. Bei den zweiten Nachkriegsmeisterschaften 1948 in Krefeld holte die Krefelderin schon Silber im Einzel und Platz drei im Paarlauf mit Partner Hans Schwarz, mit dem sie dann bis 1951 jeweils Silber errang hinter den übermächtigen Baran/Falk, die später zwei Weltmeistertitel und einen Olympiasieg gewannen. 1951, nachdem deutsche Aktive wieder an internationalen Wettbewerben teilnehmen durften, holten Schroer/Schwarz auf Anhieb Platz sechs bei den Weltmeisterschaften in Mailand.
Und auch abseits des Eises hinterließ die erste Begegnung nach dem Krieg tiefe Eindrücke. „Die Amerikaner trugen alle tolle Pelzmäntel“, erinnert sich Marlies Mildebrath-Schroer und hat noch 60 Jahre später ein kleines Staunen in den Augen. Kein Wunder, war doch 1951 im Nachkriegsdeutschland ein „normaler“ Wintermantel ein Luxus.
Das Karriereende von Paarlaufpartner Hans Schwarz war für den amtierenden Deutschen Eistanzmeister Kurt Müller ein Glücksfall. Denn der suchte eine neue Partnerin, war überzeugt von dem läuferischen und musikalischen Talent der Krefelderin.
Der Sprung ins Eiskunstlaufen ohne Sprünge gelang perfekt: 1952 hießen in Garmisch die Deutschen Meister im Eistanzen: Marlies Schroer/Kurt Müller.
Doch Ende der Saison beendete das Duo seine Laufbahn. „Die Trainingsmöglichkeiten waren einfach nicht da, um mehr zu erreichen. Nur noch einige Male vielleicht Deutsche Meister zu werden, aber international nicht mithalten zu können, das war uns nicht genug.“
Als Mutter zweier Söhne kehrte Mildebrath-Schroer 1958 als Trainerin zurück aufs Eis, brachte zig Kindern das Einmaleins des Eislaufens bei, engagierte sich im Verband, blieb lange Jahre als Vize-Vorsitzende und Gründerin des EV Krefeld dem Eissport treu.