Mit der Kamera an den Brennpunkten dieser Welt

Reimund Meincke aus Hüls war als Kameramann in vielen Kriegsgebieten unterwegs. Wie gefährlich dies ist, zeigen die aktuellen Tötungen von Journalisten.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Krefeld. Kriegsberichterstatter leben gefährlich. Gerade erst sind die schrecklichen Tötungen von zwei amerikanischen Journalisten durch IS-Terroristen bekannt geworden. Der Hülser Reimund Meincke war oft in Kriegsgebieten für verschiedene TV-Sender unterwegs, um mit seinen Bildern die Geschehnisse zu dokumentieren. So hat er beispielsweise sieben Monate lang von den Jugoslawienkriegen berichtet.

„Man muss sich an die Regeln halten, wenn man vor Ort ist und die Einheimischen beobachten“, sagt er. „Sie wissen, was zu tun ist.“ Als er mit dem Team der ARD Wien in Jugoslawien gewesen sei, haben am Straßenrand verbrannte Lastwagen geglüht, erzählt der 66-Jährige.

„Ob ich Angst gehabt habe, weiß ich nicht. Abends am Frankfurter Bahnhof vorbeizugehen, würde mir auf jeden Fall mehr Angst machen.“

Wenn er die Kamera auf der Schulter trug und die Weste mit den großen „Presse“-Buchstaben, sei dies keine Garantie gewesen, nicht zum Ziel zu werden. „Die Kamera sieht aus wie eine Panzerfaust. Jedoch ist die Presse wichtiger als Einheimische.“ Wenn es brenzlig wurde und beim Luftangriff die Raketen wie Luftheuler ertönten oder es knallte, sei es wichtig gewesen, zu sehen, was der Nachbar macht. Springe er in den nächsten Hauseingang, um sich zu schützen, sei das meistens eine gute Idee.

Reimund Meincke spielt in einer Liga mit Antonia Rados, der Chefreporterin Ausland bei der Mediengruppe RTL, oder Friedhelm Brebeck, dem deutschen Fernsehjournalist und Auslandskorrespondent der ARD. „Wir haben schon gemeinsam gearbeitet, standen gemeinsam für die Akkreditierung an oder trafen uns morgens beim Frühstück im Hotel.“

Seit er mit seiner Frau Karin verheiratet ist — das sind jetzt rund 20 Jahre —, hat er die Einsätze in den Kriegsgebieten zurückgefahren. „Man trägt dann Verantwortung“, sagt der Kameramann, der in Hüls über ein perfekt eingerichtetes Studio mit ganzen Reihen von Rechnern, Fernsehgeräten, Videorekordern und schalldichtem Sprecherzimmer verfügt. „Ich kann 25 Sender gleichzeitig sehen, das ist nur Übung.“

Die Arbeit wird nicht weniger. Sie hat sich mit der Zeit jedoch anders gestaltet. So beobachtet er für eine Tierfilm-Aufnahme Hirsche von einem Felsen in Schottland aus, berichtet vom Kampfsport in China oder nimmt für das RWE Innenansichten von Atomkraftwerken auf. „Ich und die Brennstäbe“, sagt er schmunzelnd. „Da lassen sie nicht jeden ‘rein.“ Noch in diesem Monat ist ein Auftrag mit einem Oktokopter — gemeinhin als Drohne bezeichnetes Fluggerät — geplant.

Am Schönsten sei es vor rund 20 Jahren in Brasilien gewesen. „Dort hatte ich Aufträge für drei Themen, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten: Klimagipfel, Karneval in Rio und die Kriminalität dort.“ Meincke hat die ganze Welt bereist und jede Menge Promis vor dem Objektiv gehabt: „Bill Clinton, Danny de Vito, Mario Adorf, Christine Kaufmann, Helmut Kohl oder der sehr professionelle Heino gehören unter vielen anderen dazu.“