Mit Ritter Jirka gute Manieren lernen

Im Kampf gegen rüde Umgangsformen der Schüler geht die Edith-Stein-Grundschule neue Wege.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Im Musikzimmer der Edith-Stein-Grundschule bedient ein mittelalterlich gekleideter Herr den CD-Spieler. Mit Lederstiefeln, langer Kutte und güldener Kette sieht Jirka Bükow aus, als wäre er geradewegs der Burg Linn entsprungen.

Eine ungewöhnliche Version des Pippi-Langstrumpf-Liedes ertönt. Zu hören sind historische Instrumente wie Dudelsack und Laute. Dann bittet der Edelmann die Schüler zum gemeinsamen Tanz. „Vor jedem Tanz erfolgt der Gruß“, sagt Bükow. Die Mädchen tragen elegante Schleier und machen einen Knicks. Die Jungen haben einen ritterlichen Papphelm auf dem Kopf und begrüßen ihr Gegenüber mit einem Knie auf dem Boden. Im Anschluss wird vergnügt im Kreis getanzt, gesprungen und einander an den Händen geführt.

Was so spielerisch und leicht aussieht, hat einen ernsten pädagogischen Hintergrund, erklärt der Viersener Rittersmann. „Das Ziel der Frühprävention ist die spielerische Vermittlung von Respekt und Höflichkeit und einem friedvollem Miteinander“, sagt Jirka Bükow. Er ist nicht nur Ritter, sondern auch Trainer, Berater und Therapeut für Gewaltprävention. Seit 1995 bietet er seine „Höfische Manier- und Benimmkunde“ an Schulen an. Im Raum Viersen ist das Projekt bekannt, in Krefeld ist er zum ersten Mal unterwegs.

Dafür verantwortlich ist Jutta Liegener. „Weil die Umgangsformen unter den Schülern generell etwas rüder werden, haben wir gedacht, dass wir was tun müssen“, sagt die Leiterin des offenen Ganztags der Grundschule. Dem kann Jirka Bükow nur zustimmen. Auffällig sei vor allem ein nicht altersgerechter Medienkonsum. Dieser zeige sich zum Beispiel, wenn er seine mittelalterlichen Schwerter und Lanzen vorstelle. „Es kommt vor, dass mir Neunjährige erzählen, dass sie ähnliche Waffen in einem Videospiel gesehen haben, das erst ab 16 oder 18 Jahren freigegeben ist.“ Zu überlegen sei daher, im Anschluss an das Benimmprojekt an einem speziellen Elternabend über das Thema zu informieren.

Der acht Jahre alte Tim ist froh, dass er in der vergangenen Woche mehr über die höfischen Umgangsformen erfahren konnte. „Wir haben gelernt, dass die Leute früher anders geredet haben. Das Pax-Zeichen bedeutet zum Beispiel: Stopp, ich möchte das nicht.“ Pax heißt im Lateinischen Frieden und kommt auch als Handzeichen beim abschließenden Raubritter-Spiel zum Einsatz. Bei dieser Art Fangen-Spiel können sich die weglaufenden Schüler nur durch gegenseitige Unterstützung gegen die Bälle der Raubritter zur Wehr setzen.