Nora Tschirners Band Prag in der Kufa: Wie ein alter Freund aus Kindertagen
Die Schauspielerin Nora Tschirner überzeugt in der Kufa mit ihrer Band Prag.
Krefeld. Wenn man genauer darüber nachdenkt, haben Sophie Marceau und Nora Tschirner einiges gemeinsam: Beide sind in ihren Heimatländern gefeierte Schauspielerinnen. Und beide haben es geschafft, einer ganzen Generation den Kopf zu verdrehen.
Sophie Marceau wurde 1980 dank des Films „La Boum — Die Fete“ der kollektive Schwarm der europäischen Teenager. Nora Tschirner nistete sich 20 Jahre später in den Herzen der Deutschen ein. Zuerst als quirlige Moderatorin bei MTV, dann mit ihren Auftritten in Filmen wie „Soloalbum“ oder den Til-Schweiger-Hits „Keinohrhasen“ und „Zweiohrküken“.
Und so ist es irgendwie sehr passend, dass das erste Lied, das Nora Tschirners Band Prag von ihrem Debüt-Album „Premiere“ veröffentlicht hat, nach der französischen Filmikone benannt ist — auch wenn sie darin gar nicht die Hauptrolle spielt. Vielmehr geht es um ein nostalgisches Gefühl, das hier und auf der ganzen Platte von den Musikern beschworen wird: „Wir alle waren so verliebt in Sophie Marceau. Sag’ nicht, es war nicht so, denn es war doch so. Sag’ nie, es war nicht so.“
Wie eine Reise in ein besseres Damals — so lässt sich auch das Konzert von Prag am Freitag in der Kulturfabrik beschreiben: Zum Greifen nah steht die Band auf der kleinen Bühne im Club. Vor sich: eine überschaubare Gruppe Zuschauer. Hinter sich: ein improvisiert wirkender Lamettavorhang, wie er auch jeden Fahrradkeller zur Oberstufenparty schmücken könnte.
„Es ist so kuschelig hier bei euch“, attestiert Tschirner der Atmosphäre. Bezaubernd sieht sie in ihrem süßen Matrosenkleid aus, die Gitarre auf ihrem bereits kugelrunden Babybauch platziert. Ihre Mitstreiter, Erik Lautenschläger und Tom Krimi, haben sich ebenfalls in feinen Zwirn geworfen, in Retro-Anzüge, möglicherweise auf dem Trödelmarkt erstanden. Gemeinsam wirken sie wie aus der Zeit gefallen und so hören sie sich auch an.
Auf all ihren Liedern, ob „Bis einer geht“, „Ende“ oder „Argumente Tausendfach“, beschwören sie den Geist der Vergangenheit. Der Sound — auf dem Album mit dem Tschechischen Rundfunk-Symphonie-Orchester eingespielt — ist nostalgisch und dabei doch modern. Er ist seltsam vertraut wie ein guter alter Freund aus Kindertagen, den man schon ewig nicht gesehen hat und plötzlich wiedertrifft.
Sympathisch nah kommt Prag den Fans in Krefeld — vor allem auch dank Nora Tschirner, die charmant und munter plappernd durch das Konzert führt und am Ende alle, wirklich alle Zuschauer zum Mitsingen animiert. Zum Beweis: Der mehrstimmige Schlusschoral „Schicht im Schacht“ ist jetzt in einem kurzen Video auf der Facebook-Seite der Band zu hören. Einfach wunderbar!
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