Oldtimer-Serie "Altes Eisen aufpoliert": „Da spürt man jeden Stein“

Sehr klein und sehr gelb ist der Kabinenroller der Firma Messerschmitt von Peter Knorr.

Krefeld. Stolz schiebt Peter Knorr sein kleines, gelbes Gefährt aus der Garage. Der Kabinenroller sieht ungewöhnlich aus, die Front fast wie ein Gesicht, innen ist ein Flugzeuglenker montiert. Noch ist der Kabinenroller der Firma Messerschmitt blitzsauber — kein Wunder, denn bisher hat er vor allem in der Garage gestanden.

„Wenn es warm wird, kommt er zum Tüv“, freut sich Peter Knorr. Sechs Jahre hat er an dem Gefährt gewerkelt, vorher den Karo, den Kabinenroller, zehn Jahre nur aus der Ferne bewundert. „In den Karo habe ich mich schnell verliebt. Er stand bei einer kleinen Reparaturwerkstatt. Aber erst, als der Senior in Pension ging, durfte ich ihn kaufen“, erzählt der 70-Jährige.

Dabei sah das Gefährt mit den drei Rädern damals noch ganz anders aus. Nicht leuchtend gelb, sondern hellblau lackiert war der Karo — oder eher das, was von der Lackierung noch übrig war. Auf Fotos zeigt Knorr, wie der Karo aussah, als er ihn bekam. Große Roststellen, blaue Lackreste, große Löcher im Plexiglasdach und im Boden. Keine Überraschung, denn der Wagen hatte eine Odyssee hinter sich — 1959 wurde er nach Stockholm exportiert, 1983 landete er in Lübeck beim Zoll und schließlich in Hamburg. „Da stand es als Eye-Catcher auf einem Acker“, sagt Knorr.

Er erinnert sich noch gut an die Reaktionen, die der Karo hervorrief. „Als ich das Fahrzeug hergebracht habe, haben alle Nachbarn nur gesagt: ’Peter, das kannst du direkt zum Klüngelskerl bringen’. Heute fragen sie, wann sie mitfahren dürfen“, berichtet er lachend. Vor allem Kinder seien fasziniert von dem Roller. Als Auto bezeichnet Knorr den gelben Wagen bewusst nicht. „Das ist schon eher ein Roller. So eine Art Zwitter.“

30 000 dieser Roller hat die Firma Messerschmitt aus Regensburg von 1956 bis 1964 hergestellt, weiß der 70-Jährige. Die Idee sei den Entwicklern Wilhelm Messerschmitt — eigentlich als Luftfahrtpionier bekannt — und Fritz Fend nach dem Krieg gekommen. „Damals saßen die Beinamputierten auf einem Brett mit vier Rädern drunter. Fend kam dann darauf, eine Haube zu integrieren“, erzählt Knorr.

Diese Haube war Anlass für zahlreiche Spitznamen. „Schneewittchensarg zum Beispiel, oder Menschen in Aspik“, berichtet er. Bis zu drei Menschen passen in den kleinen Kabinenroller, zwei Erwachsene und ein Kind. Dann wird es allerdings ziemlich eng. „In den 50er und 60er Jahren haben auch alle 20 Kilo weniger gewogen“, vermutet Knorr.

Wirklich bequem dürfte es nicht gewesen sein — auch, weil die Passagiere nur zehn Zentimeter über dem Asphalt sitzen. „Da spürt man jeden Stein und jede Ritze“, ist sich Knorr sicher.

Knorr vermutet, dass sein Karo einer von 350 sei, „die heute noch leben“, oder in Knorrs Fall: die wieder leben. Die nötigen Ersatzteile hat Knorr auch mit Hilfe des Messerschmitt-Clubs gefunden, bei der Arbeit selber hat der Architekt und Schreiner seine langjährigen Erfahrungen eingebracht. „Bis auf die Schweißarbeiten und die Polsterung der Sitze habe ich alles selber gemacht“, sagt der 70-Jährige. „Bei mir steht auch ein alter Käfer und ich habe so zwischen 15 und 20 Mopeds und Motorräder“, erzählt Knorr. Eins nach dem anderen macht er wieder fahrtüchtig.

„Das alleine zu machen ist das Schönste überhaupt“, meint er. Auch wenn er damit hin und wieder die Nerven seiner Nachbarn strapaziere. „Die haben weggehört, auch wenn ich samstags oder sonntags mal den Motor gelaufen lassen habe. Wenn meine Nachbarn nicht so freundlich wären, ginge das nicht.“

Dafür können sich zumindest die Kinder aus der Nachbarschaft jetzt auf Probefahrten freuen. Früher seien Familien mit dem Wagen sogar bis nach Italien gefahren, erzählt Knorr. Für seine erste Tour gibt er sich mit dem Niederrhein zufrieden. Damit ist er auf der sicheren Seite, falls doch etwas schief gehen sollte: „Dann ist die Werkstatt nicht so weit.“