Open-Air-Kino: Echte Filmfans kommen mit Rucksack

Zu später Stunde wird es klamm auf der Tribüne. Froh ist, wer eine Decke dabei hat. Der guten Stimmung tut es keinen Abbruch.

Krefeld. Urlaubsgefühle auf der Rennbahn. Die schönste Anlage Deutschlands bietet einen unvergleichbaren Rahmen für das „SWK-Open-Air-Kino“ und zieht jeden Abend bisher bis zu 850 Filmfreunde an. So auch am Mittwoch bei dem Drama von Tom Hooper „The King’s Speech“. Nur die äußersten Sitze sowie die unmittelbar vor der Mittelstange bleiben an diesem Abend frei.

Bei herrlichem Sonnenschein trudeln viele schon nach der Arbeit um 19 Uhr ein, selbst wenn der Film erst offiziell ab 21.50 Uhr bei einsetzender Dämmerung beginnt. Die eingefleischten Freiluft-Fans sind schon von weitem an ihrem Rucksack zu erkennen. Klein darin verstaut sind zusätzliche Jacken, Strümpfe, festes Schuhwerk, weiche Sitzkissen für die harten Tribünen-Bänke — und Decken.

Wie wichtig diese Utensilien sind, spüren Besucher spätestens bei Sonnenuntergang, wenn die Kälte und Feuchte des Rasens und nahen Waldes langsam von unten in die Knochen kriecht. Kein Wunder, dass viele beim Zugang auf die Tribüne den Kartenabreißer noch schnell nach einer versprochenen Decke fragen. Dass die aber nur käuflich zu erwerben ist, schreckt die meisten dann doch ab.

Der guten Stimmung auf der Tribüne tut das keinen Abbruch. Ärgerlicher ist da schon die „Handtuch-Battle“ wie am südlichen Swimmingpool: Handtuch drauf, Liege gesichert. Im Falle des Open-Air-Kinos sind es die besten Plätze in den ersten mittleren Reihen.

Wer Open-Air-Kino liebt, darf keine Schlafmütze sein. Dass der späte Filmbeginn seine Berechtigung hat, wird spätestens beim Anlaufen der Werbung klar. Auf der großen Leinwand ist das Bild zunächst blass und konturlos. Doch mit zunehmender Dunkelheit gewinnt es an Brillanz. Auch der Ton ist im Freien von überraschend guter Qualität. Wer warm gekleidet und in eine dicke Decke gehüllt ist, genießt einen tollen Film vor einmaliger Kulisse.

Nur Einschlafen ist nicht ratsam. Als der Abspann weit nach Mitternacht anläuft, hechten Hunderte zu den Ausgängen und dem Parkplatz und verursachen als erster die Ausfahrt zu erreichen. Fast 20 Minuten Geduld brauchen diejenigen, die mit dem Auto angereist sind, um endlich auf den Europaring Richtung Heimat abbiegen zu können. Die Nacht ist kurz, die Augen am nächsten Morgen im Büro vom mangelnden Schlaf noch gerötet. Dennoch war es wie im Urlaub.