Spargel für den Besuch aus Südamerika

Im Rahmen eines Schüleraustauschs sind eine Brasilianerin und ein Mädchen aus Paraguay in Krefeld zu Gast.

Krefeld. „Hier ist ja nirgendwo Grün in den Bäumen.“ Dieser Gedanke kam der Brasilianerin Anita Spies da Cunha direkt, als sie im Februar dieses Jahres zum ersten Mal nach Deutschland kam. „In Brasilien ist es immer grün“, erzählt die 18-Jährige, die für ein halbes Jahr bei der Krefelder Gastfamilie Colberg lebt. Der Austausch kamt über das Schüleraustauschprogramm AFS Interkulturelle Begegnungen e.V. zustande.

Die Brasilianerin konnte nur ein bisschen Deutsch, als sie nach Krefeld kam, mittlerweile kann sie sich ohne Probleme verständigen. In ihrer Gastfamilie hat sich Anita während ihres Aufenthalts sehr gut eingelebt. Oft steht sie für ihre deutsche Familie in der Küche und bereitet einen typisch brasilianischen Nachtisch vor. „Ich backe viele Brigadeiros. Das sind kleine süße Schokoladenkugeln.“

Anita geht in die 12. Klasse der Montessori-Gesamtschule. Dort hatte sie anfangs trotz ihrer aufgeschlossenen Art Schwierigkeiten, Kontakte zu knüpfen. „In Brasilien sagen alle, dass die Deutschen so kalt sind. In der Schule ist das auch so.“ Mittlerweile hat Anita Anschluss gefunden und bewundert die Zuverlässigkeit ihrer deutschen Freunde. „Wenn man einmal jemanden gefunden hat, ist das Verhältnis super.“

Um eines beneidet die Brasilianerin ihre deutschen Mitschüler besonders. „In Brasilien reden in der Schule alle über Make-Up, hier spricht man auch über Politik und Religion.“

Noch bis Ende Juli wird Anita in Krefeld leben, dann geht es wieder zurück in ihre Heimat. „Ich werde Krefeld vermissen und auf jeden Fall wiederkommen“, sagt die Brasilianerin. „Am besten hat mir hier gefallen, dass man durch die Stadt geht und hinter der nächsten Straßenecke gleich im Grünen ist.

Im Rahmen des AFS Schüleraustauschs ist auch die 17-jährige Astrid Büttner aus Paraguay nach Krefeld gekommen. Die junge Frau lebt bei den Hülsens, die sie sehr liebevoll aufgenommen und in die Familie integriert haben. „Genau so habe ich mir meine Gastfamilie immer vorgestellt“, schwärmt Astrid, die in Paraguays Hauptstadt Asunción aufgewachsen ist.

„Ich habe früher gedacht, dass die Deutschen alls blond sind und im Dirndl herum laufen“, erzählt die 17-Jährige schmunzelnd. Astrid wurde allerdings schnell vom Gegenteil überzeugt. Enttäuscht von der deutschen Kultur ist sie deshalb aber nicht.

„Ich dachte immer, dass die Deutschen nicht so offen sind, aber genau das sind sie“, sagt die Paraguayerin. Besonders beeindruckt ist sie von der Pünktlichkeit und Ordentlichkeit der Deutschen. „Ich dürfte in Paraguay auch nie abends alleine raus. Hier fahre ich um 23 Uhr noch mit dem Bus.“

Astrid Büttner geht in die 11. Klasse des Ricarda-Huch-Gymnasiums. Die 17-Jährige hat sich gut in Deutschland eingelebt. Ende Juli reist sie mit Anita Spies da Cunha zurück in ihre Heimat.

In ihrer Freizeit steht Astrid für den Fussballverein Bayer Uerdingen im Tor. „Mein Traum ist es, einmal Profi-Fussballerin zu werden“, sagt sie. Zusammen mit ihrer Familie verfolgt sie deshalb auch mit Begeisterung die Frauen-Fussball-Weltmeisterschaft. „Ich bin natürlich für Deutschland“, sagt Astrid.

Einen lang ersehnten Traum hat sich die junge Frau allerdings jetzt schon erfüllt. „Ich wollte schon immer mal Spargel essen.“