Wolfgang Siemens - Mit Senna auf der Piste
Als Fahrer und Mechaniker war Wolfgang Siemens im Rennzirkus aktiv. Die Großen kennt er alle.
Krefeld. Wer sich auf den Kartbahnen Europas herumtreibt, erblickt dort die Formel-1-Stars von morgen. „Schon beim Kart sieht man, wer mal ein Großer wird“, erklärt Wolfgang Siemens. Bei Michael Schumacher und seinem Bruder Ralf hat er das erkannt, bei Nico Rosberg, Heinz Harald Frentzen und Sebastian Vettel.
Seit 45 Jahren ist der Krefelder in der Motorsport-Szene aktiv. Er war selbst zweimal Deutscher Meister im Kart, hat in den siebziger Jahren dreimal den Intercup gewonnen. Nach der aktiven Karriere reiste der gelernte Kunststofftechniker für die Rennställe Joest Porsche und BMW als Mechaniker durch die Welt.
Werktags ging er bei Peltzer & Ehlers seinem Beruf nach, am Wochenende schraubte er in Mexiko, Japan oder Südafrika an schnellen Autos herum und betankte während der Rennen die Wagen.
Ein Fahrer ist ihm dabei besonders in Erinnerung geblieben: Ayrton Senna, jener dreimalige Weltmeister aus Brasilien, der 1994 beim Großen Preis von San Marino tödlich verunglückt ist. Wie Millionen andere hat Siemens den Unfall live im Fernsehen gesehen. „Ich war sehr traurig“, sagt er heute. „Als ich sah, dass er keine Regung mehr zeigte, wusste ich, dass es schlimm war.“
1980 hatte Siemens den Rennfahrer kennengelernt, bei der Kart-WM in Belgien. „Ein junger Bursche, ziemlich ruhig“, sagt er. „Aber schon damals ein toller Rennfahrer, ein echter Fuchs.“ Vier Jahre später am Nürburgring sah er ihn noch einmal wieder.
In Siemens’ Haus in Oppum füllen die Erinnerungen an seine Jahre im Rennzirkus einen großen Hobbyraum, den er „mein Wohnzimmer“ nennt. Fotos der Formel-1-Stars mit persönlichen Widmungen gibt es dort, einen benutzten Reifen von Andrea de Cesaris, Motorenteile.
Zu jedem Stück kennt Siemens eine Geschichte und erzählt sie mit glänzenden Augen. Am Rand stehen in einer Vitrine über 100 Pokale — seine eigenen. In der Garage lagern 60 Motoren und alte Karts, liebevoll aufgearbeitet.
Erst vor drei Jahren hat sich der heute 71-Jährige vom Rennzirkus verabschiedet — auch um mehr Zeit für die Familie zu haben: „Mein ganzer Stolz sind meine Enkel Michael und Katharina.“
Doch die alten Kontakte sind geblieben. Wöchentlich trifft sich eine Gruppe ehemaliger Kartfahrer bei ihm zu Hause, die Formel 1 im Fernsehen gehört ohnehin zum Pflichtprogramm. Nur selbst ins Kart steigen mag er nicht mehr: „Da sind schon zu viele am Ende mit einem Herzinfarkt sitzen geblieben.“