Schützen fürchten um ihre Feste
Auf die Fischelner Gesellschaft kommen hohe Kosten zu — weil sie den Lärmschutz kontrollieren muss.
Krefeld. Das Fischelner Schützenfest vom 5. bis 9. Juli steht — doch der finanzielle Aufwand ist enorm. Einen fünfstelligen Betrag muss die Bürgerschützengesellschaft von 1451 aufbringen, um die Lärmschutzauflagen zu erfüllen. „Das können wir finanziell nicht auf Dauer stemmen“, sagt Klaus Hess, beim Verein Leiter der strategischen Planung.
Die Sorge, dass erhöhte Auflagen die Brauchtumsveranstaltungen gefährden, besteht auch bei den anderen Schützenvereinen. „Kleine Gesellschaften können sich das nicht leisten. Sie sind froh, ein Schützenfest überhaupt finanzieren zu können“, sagt Hartmut Schütz von der Arbeitsgemeinschaft Krefelder Schützenvereine.
Vor kurzem habe ein Treffen mit Vertretern aller Ratsfraktionen stattgefunden, bei dem das Thema angesprochen worden sei. „Die Fraktionen unterstützen die Schützen.“
Die Lautstärke der Fischelner Schützen darf bis Mitternacht 70 Dezibel nicht überschreiten, danach liegt die Grenze bei 55 Dezibel. Das entspricht normaler Gesprächslautstärke. „Breiter gefasste Immissionswerte wären schön“, sagt Hess. Durch die Vorgaben ist der Schützenverein auch bei den Öffnungszeiten eingeschränkt.
Grund für die verschärften Auflagen für das Schützenfest auf dem Marienplatz ist eine Klage einer Anwohnerin vor sechs Jahren. In einem Vergleich vor dem Oberlandesgericht in Düsseldorf wurde die Stadt verpflichtet, die Einhaltung der Lärmgrenzwerte nach dem Bundesimmissionsgesetz sicherzustellen.
Der Schützenverein muss nun dafür sorgen, dass die Grenzwerte nicht überschritten werden. Dafür muss die Lautstärke durchgehend gemessen werden — von einem zertifizierten Schallschutzbeauftragten. „Das allein kostet etwa 8000 Euro“, sagt Hess.
Die Schützen wollen zudem „die Anwohner informieren und das Programm so ausrichten, dass es möglichst wenig Beeinträchtigungen gibt“. Hinzu kommen infrastrukturelle Maßnahmen. Das Zelt hat dickere Wände und ist auf der einen Seite geschlossen. Auf der anderen Seite wird eine Eingangsschleuse eingerichtet.
Ein Veranstaltungstechniker soll ein Beschallungskonzept aufstellen. „Davon profitieren die Anwohner, aber auch die Zeltbesucher. Wir haben dann eine zielgerichtete Beschallung, die Tanzfläche ist mit Musik versorgt, an den anderen Stellen können problemlos Gespräche geführt werden.“ All das kostet zusätzlich. „Die Investition für das Beschallungskonzept halte ich für sinnvoll. Aber den Gutachter können wir auf Dauer nicht finanzieren“, sagt Hess.
Ein Umzug an einen anderen Ort sei keine vernünftige Lösung. „Es gibt keinen adäquaten Ersatzplatz in Fischeln. Und so eine historisch bedeutsame Feierlichkeit braucht einen Platz im Ort“, sagt Hess. „Außerdem würde das die Problematik nur verlagern, nicht lösen.“ Inwieweit das Lärmkonzept zur Zufriedenheit aller tauge, bleibe abzuwarten, erklärt er.