Selber pflücken macht Spaß
Mit dem lang erwarteten Sommer kommen auch die süßen Früchte. Es gibt mehrere Sorten.
Krefeld. Man muss sich ganz schön tief bücken, wenn man seine Erdbeeren auf dem Obstgut Tackheide selber pflücken möchte. Die Erdbeerpflanzen sind gerade einmal zwanzig Zentimeter hoch und viele Früchte hängen versteckt unter den großen grünen Blättern.
Kundin Regina Fischer sieht es sportlich: „Ich bin jedes Jahr hier, die Bewegung tut mir gut und hält fit.“ Sie pflückt jetzt in der zehnten Saison selber und hat dafür gute Gründe: „Für meine Marmelade sind die frischen Früchte am besten, diese hier kommen gleich sofort in den Topf“, sagt sie und zeigt auf den schon halb gefüllten Korb.
„Am Wochenende fahre ich auch gerne mit meinen Enkelkindern hier raus. Sie lieben es, zwischendurch mal die ein oder andere Erdbeere zu naschen und sehen, dass die Früchte nicht im Supermarkt wachsen.“
Murat Erdogan, der am Selbstpflück-Stand des Obstguts Tackheide arbeitet, stimmt ihr zu: „Naschen ist natürlich erlaubt. Die Leute müssen doch wissen, wie ihre Ernte schmeckt!“ Seit sechs Jahren ist er jetzt während der Saison auf dem Obsthof tätig, nimmt sich dafür sogar vier Wochen frei.
„Viele sind erstaunt, wenn sie das hören, aber das hier ist für mich Urlaub. Alle sind freundlich und haben gute Laune, vor allem diejenigen, die jedes Jahr zum Pflücken kommen. Es macht einfach Spaß!“, sagt Erdogan. Wenn er nicht auf dem Feld steht und Erdbeeren verkauft, ist er Stationsleiter einer Tankstelle.
Britta Schmitz, Tochter des Hofbesitzers Hans-Albert Schmitz, ist zufrieden mit der bisherigen Ernte. „Wir haben zwar erst Anfang des Monats mit der Ernte begonnen, aber der Ertrag leidet darunter nicht. Die Reife setzt nur später ein. Nachdem wir vor zwei Wochen selber angefangen haben, haben wir heute auch die Saison für die Selbsternter eröffnet.“ Jetzt, so sagt Schmitz, seien auf den insgesamt 30 Hektar, auf denen der Hof Erdbeeren anbaut, die Beeren zur Ernte bereit.
Darauf hat Viktor Funk schon lange gewartet. Der Rentner pflückt sein Lieblingsobst schon seit vielen Jahren selber. „Die Erdbeeren sind für mich, meine Kinder und meine Enkelkinder. Ich bin fast jeden Tag hier, denn zuhause essen wir täglich Erdbeeren. Und selber pflücken ist preiswerter.“ Das stimmt: Während die 500 Gramm-Schale im Hofladen 2,50 Euro kostet, bezahlen fleißige Selbsternter drei Euro — pro Kilo, also die doppelte Menge.
Auf die Frage, wie er die Beeren am liebsten isst, antwortet Funk: „Einfach so“, und beißt in ein besonders großes Exemplar aus seinem Korb. „Für meine Enkel schlage ich zwar oft auch Sahne dazu oder mache etwas Schmand mit Vanille, aber mir schmeckt die Erdbeere pur am besten.“
Dass es, ähnlich wie bei Äpfeln, auch bei Erdbeeren verschiedene Sorten gibt, wissen wohl nur die wenigsten. Doch Britta Schmitz berichtet, dass sie immer häufiger auf bestimmte Sorten angesprochen wird. „Viele unserer Kunden im Hofladen fragen nach Lambada.“ Das sei eine besonders süße und aromatische Erdbeere, die allerdings aufgrund der geringen Haltbarkeit schnell gegessen werden müsse.
Neben der Lambada baut das Obstgut Tackheide noch Elianny, Elsanta und Malvina an. „Außer dem Geschmack gibt es noch einen zweiten Grund“, sagt Britta Schmitz. „Die Reifezeiten unterscheiden sich. Daher können wir nach Lambada sofort mit der Malvina-Ernte weitermachen. So stehen während des kompletten Sommers frische Erdbeeren auf dem Feld.“
Das ist auch wichtig, denn an Wochenenden kann es auf dem Selbstpflücker-Feld ganz schön voll werden. „Im letzten Jahr hatten wir einen Samstag mindestens 300 Besuchern, aber für solche Zahlen müsste der Sommer sich endlich mal durchsetzen“, sagt Murat Erdogan und schaut zum Himmel. Die Lücken in den Wolken machen Hoffnung.