Silvia & The City: TV-Trash
Krefeld/New York. Anfang des neuen Jahrtausends machte ein Neurowissenschaftler mit folgender Aussage Furore: Fernsehen macht dumm, dick, krank und im Zweifelsfall sogar gewalttätig.
Diese These erschien angesichts der zunehmenden Anzahl völlig sinnentleerter Medieninhalte gar nicht so abwegig. Was jedoch wirkliches Trash-TV ist, wurde mir erst hier dank des amerikanischen Fernsehens bewusst.
In jeder Sendung nach 9 Uhr morgens kann man wahlweise Schönheitsoperationen per Live-Schaltung miterleben, prominenten T-Shirt-Designern beim Frühstücken zusehen oder vergessene Kinderstars dabei begleiten, wie sie verzweifelt versuchen, den Weg zurück auf die große Bühne zu finden. Dabei wird kein Detail ausgelassen: weder der Drogenentzug noch der Besuch beim Psychologen. Ein Skandal jagt den nächsten, es wird geschrien, geweint, erniedrigt und betrogen. Alles ist erlaubt - bis an die Grenzen des Erträglichen. Es gibt inzwischen unzählige Sternchen, die tagtäglich begleitet von Kameras durchs Leben schreiten, und Z-Promis, die man vor ihrem öffentlichen Seelen-Striptease gar nicht kannte.
Aber es sind gerade diese Menschen, die vom rechten Weg abgekommen sind und dann zurück ins sittliche Leben finden wollen, die die amerikanischen Herzen höher schlagen lassen. Genauso wie jene, die den sozialen Aufstieg durch eigene Leistung geschafft haben und dadurch den Mythos der sozialen Mobilität aufrecht erhalten. Doch auf harte Arbeit allein scheint es nicht mehr anzukommen. Die nächste Generation wird deshalb vielleicht den modernen amerikanischen Traum leben: vom Reality-Soapstar zum Millionär.