Sportunterricht bei Wind und Wellen

23 Schülerinnen und Schüler der Marienschule haben erste Segel-Erfahrungen auf einem Baggersee gesammelt.

Krefeld. Eher verhalten und etwas unsicher, was sie bei dem Schnupperkurs erwartet, stehen die 23 jungen Leute der Marienschule auf dem Rasen und schauen auf den Kempener Königshüttesee. Diplomsportlehrer Karl-Heinz Walter legt mehr Energie an den Tag als sein Q 1-Kurs: „Segeln finde ich klasse. Wind passt“, fragt er in die Richtung des stellvertretenden Präsidenten des Segel-Surf-Clubs Kempen, Werner Huppertz. In Richtung der Schüler geht die Frage: „Habt ihr alle das Seepferdchen?“

Huppertz nennt gleich die wichtigsten beiden Grundregeln fürs Segeln: „Schwimmweste an. Und eine Hand fürs Boot. Sonst habt ihr schnell zwei Hände fürs Wasser.“ Im Trockenen haben sich die Schülerinnen und Schüler bereits in der Theorie auf das Abenteuer am Nachmittag vorbereitet.

Ihre Mitschülerin Katrin Sowinski, die bereits seit sieben Jahren segelt, hat den anderen schon die ersten Segelknoten in der Schule beigebracht. In der gemeinsamen Aktion der Marienschule mit den Kempener Seglern geht es darum, den Jugendlichen auch einmal eine Sportart außerhalb der Turnhalle nahezubringen. Auf einem Tisch am Seeufer haben die Segler einige Bücher ausgelegt — von der Wetterkunde über Lehrbücher für den Sportbootführerschein bis zu den Kollisions-Verhütungsregeln. Doch von solchen Dingen sind die Jugendlichen seemeilenweit entfernt.

Da stehen fünf ratlose Mädchen am Steg und versuchen zaghaft, das Boot so heranzuziehen, damit sie einsteigen können. Katrin Sowinski hat dagegen mit Melanie Peters am Ruder ihre Crew an Bord — und fährt auf den See hinaus. Die drei anderen Mitglieder lassen sich segeln, und scheinen auch eher vermeiden zu wollen, dass sie etwas Falsches machen und vielleicht im Wasser landen.

Rainer Gerdes, der Leiter der Abteilung Segeln im Club und Teilnehmer von Regatten bei Europa- und Weltmeisterschaften, kümmert sich im Pendelverkehr auf einem Schlauchboot, der „Gummikuh“, um die Segelboote. „Wir haben gutmütige Boote, die verzeihen auch Anfängerfehler. Aber auf jedem Boot ist ein ausgebildeter Segler.“ Er schmunzelt über den typischen Anfängerreflex, sich hinten ins Boot zu verkrümeln. Eine der Schülerinnen hat sich auf den Boden neben die Ruderpinne gesetzt, so dass diese nicht mehr richtig zu bedienen ist.

In einem anderen Boot steht hinten das Wasser. Die Crew sollte sich besser verteilen, aber es wagt niemand, auf das Vorderdeck zu gehen. Die noch größere Nähe zu den Segeln, die umschlagen können — und bei einer Wende natürlich auch müssen — ist den Neulingen offensichtlich nicht geheuer. Keine Wasserscheu zeigen drei Jungen vom größten Boot auf dem See. Sie haben sich auf den Wasserkontakt vorbereitet und hüpfen in Badehosen ins kalte Wasser.

Rainer Gerdes äußert zunächst einmal Bedenken, da der See bis zu 30 Meter tief ist und in diesem Jahr noch sehr kalt sein kann. Aber eine „nasse Lektion“ gehört für jeden Segelanfänger ohnehin zum Programm. „Eine Kenter-Übung sollte am Besten gleich beim ersten Mal gemacht werden. Dann lernt man, das Boot wieder aufzurichten. Und die Angst ist auch weg“ so der Segel-Profi. Immerhin hat sich an diesem Tag auch die Sonne blicken lassen.