Stadtgeschichte(n): Das Haus mit der runden Ecke
Ziellenbach war lange eine Institution.
Krefeld. „Das gibt‘s bestimmt bei Ziellenbach“, so hieß es bis vor 15 Jahren oft als Antwort auf die Frage nach einem ausgefallenen Küchen- oder Wohnutensil. Ziellenbach an der Ecke Friedrich- /St. Anton-Straße war Legende. Das Haushaltswaren-, Werkzeug-, Eisenwaren-, Elektrogeräte-, Porzellan-, Gartengeräte- und Möbelgeschäft gehörte bis Mitte 1998 zu Krefeld wie die Dionysiuskirche. Und zu Ziellenbach gehörte die „runde Ecke“.
Der halbrunde Geschäftseingang ist aber nicht aus der Idee eines Architekten entstanden. Er hatte einen sehr profanen Hintergrund. Wilhelm Ziellenbach, Stammhalter der dritten Generation, musste der Stadtverwaltung beim Bauantrag für das vierstöckige Haus eine Konzession machen: Er musste beim Radikal-Umbau 1912/13 durch die Architekten Girmes und Oediger die Hausfront um drei Meter zurück- nehmen und die Ecke Friedrich-/St. Anton Straße abrunden. Grund: Die Straßenbahngleise zur Rhein- und Hochstraße von und nach St. Tönis mussten doppelgleisig problemlos in einer 90-Grad-Kurve befahrbar sein.
In der Bombennacht vom 21. auf den 22. Juni 1943 wurde das Haus fast völlig zerstört. Vollständig wieder aufgebaut mit vier Geschossen wurde es 1964 vom Krefelder Architekten Günther Sturm.
Die Rundung des heutigen Deichmann-Geschäfts am südlichen Ende der Geschäftsfront hat nichts mit der Straßenbahn zu tun. Vielmehr wollte wohl Kommerzienrat Kaisers aus Viersen (Kaisers Kaffee), der sich auf der Friedrichstraße niedergelassen hatte, den Häuserzug mit einem Ziellenbach-Spiegel abschließen.
Die Nachkriegsjahre waren mit den Namen von Josef, Wilhelm, Max und Trudi Ziellenbach in vierter Generation verbunden. Spannungen zwischen den Gesellschaftern führten 1971 zum Ausscheiden von Trudi (1904-1983). Danach führten die Gesellschafter Josef und Max Ziellenbach die Geschäfte. Mangels familiärer Nachfolger verkauften sie den Betrieb an die Frankfurter Kaufleute Niedereè.
Diese führten das Haus unter dem Werbeslogan „Das Krefelder Haus für Küche, Tafel, Garten und Werkstatt“. Mitte 1998 aber verschwand im 162. Jahr des Bestehens der Name Ziellenbach an der Friedrichstraße. An der Hülser Straße 73 gibt es bis heute das Eisenwaren-Fachgeschäft „Ziellenbach & Hoppe“. Seit 2004 allerdings ohne Beteiligung der Familie.