Stoffmarkt: Zwischen Kordeln und Bordüren
Hobbyschneider wühlten sich hinter dem König-Palast durch Stoffe und Angebote.
Krefeld. Selbernähen scheint "in" zu sein. Kaum einer der Händler des holländischen Stoffmarkts auf dem Parkplatz hinter dem König-Palast beklagte sich über zu wenig Zuspruch. Frauen jeden Alters wühlten sich durch Stoffballen und Sonderangebote, so auch die junge Susanne, die mit 14 Jahren das Schneidern von der Oma gelernt hat und mit ihrer Kreativität die Familie modisch auf Vordermann bringt.
"Es kommen immer mehr Jüngere", war zu hören. Sogar ein paar Männer sah man unter den Besuchern, die aber wohl mehr in beratender Funktion zugegen waren. Ulrich Grimm zum Beispiel unterstützte seine Ehefrau beim Aussuchen des Designs für eine schöne Tischdecke, was nicht leicht gewesen sein dürfte, denn Deko-Stoffe gab es in Hülle und Fülle. Schon ab drei Euro. Wie diese Preise zustande kommen, erklärte Hans aus Seeland mit charmantem holländischen Akzent: "Wenn Stoffe zwei Jahre lang nicht laufen, müssen wir ’was machen. Und wenn sie dann immer noch nicht laufen, wird weiter reduziert."
Gedränge an den Kurzwarenständen. Dort gab es alles und noch mehr, was die Hobbyschneiderin so braucht und hier in der Gegend nur selten findet. "Ich muss manchmal für Knöpfe bis nach Düsseldorf fahren", beklagte sich Angelika aus Willich, die hier fündig wurde. Ob Litze, Bordüren, Applikationen, Kordeln, Nähgarn oder "Rokritzen", zu deutsch Reißverschlüsse, das Angebot machte die Wahl zur Qual.
Kaum überschaubar die Fülle der Stoffe, von fein besticktem Organza bis hin zum wetterfesten Kammgarn und original amerikanischen Patchworkstoffen. Zufrieden zeigte sich auch das Krefelder Stoffhaus von der Seidenstraße, das allerdings der Preispolitik der holländischen Konkurrenz nichts abgewinnen konnte. "Die machen uns die Preise kaputt", hieß es dort. In durchaus üblichem Rahmen hielten sich die Preise für "echt lecker Fritten spezial". Da griff so mancher noch einmal ins Portmonee.