Tafel-Chef: Kein Mann der halben Sachen
Hansgeorg Rehbein setzt auf die Pflege von Sponsoren. Ohne sie können Bedürftige nicht mit Lebensmitteln versorgt werden.
Krefeld. Eigentlich muss Hansgeorg Rehbein als neuer Vorsitzender der Krefelder Tafel nicht vorgestellt werden. Er ist als langjähriger ehemaliger VHS-Leiter den Krefeldern bestens bekannt. Der 67-Jährige hat im Laufe seiner Tätigkeit bewiesen, dass er ein großes Unternehmen erfolgreich führen kann. Zu der Tatsache, dass er nach zwei Jahren Ruhestand dieses Amt übernommen hat, sagt er: „Dazu treibt mich meine christlich-soziale Grundüberzeugung. Langeweile hatte ich nicht.“
Das erste große Problem hat er schon vor Augen: „Unser logistischer Standort der Tafel im Bunker an der Friedrich-Ebert-Straße ist gefährdet. Die Bundesvermögensverwaltung will ihn verkaufen. Falls das wirklich passiert, wissen wir nicht, wohin.“ Rehbein will das Gespräch mit den Verantwortlichen dieser Einrichtung und der Stadt suchen.
Er habe lange mit der Familie überlegt, ob er den verantwortungsvollen und arbeitsintensiven Posten bei der Tafel übernehmen soll, berichtet er. Denn er ist kein Mann von halben Sachen. Seitdem zum Jahreswechsel feststand, dass er der Nachfolger von Wolfgang Krumm wird, der aus gesundheitlichen Gründen zurücktrat, hat er sich von Grund auf in die Organisation eingearbeitet. „Schon bei meiner ersten Fahrt zu einem Discounter im Januar sammelten wir palettenweise Schokoladenweihnachtsmänner ein, die sonst im Müll gelandet werden.“
Seine Aufgaben werden sich künftig jedoch auf andere Bereiche erstrecken, denn die Bedürftigkeit und der Arbeitsbereich der Tafel werden immer größer. Rehbein: „Wir haben im vergangenen Jahr 699 Tonnen Lebensmittel verteilt. Gestartet ist die Krefelder Tafel 1997 mit 120 Tonnen. 2012 haben wir über 15 000 Personen bewirtet, 1997 waren es 5000.“ Der neue Vorsitzende wird sich um die Sponsoren kümmern; sie besuchen, ihnen danken und um neue Gelder bitten. „Ohne Sponsoren kann die Tafel nicht arbeiten.“
Die Einrichtung sei fast an ihre Kapazitäten gestoßen, berichtet Irmgard Hausmanns, Vorstandsfrau seit den Anfängen. „Wenn sich die Grenzen öffnen, wie beispielsweise für Rumänen, wird es schwierig werden.“ Die stellvertretende Vorsitzende ist froh, dass es einen neuen Chef gibt. „Ich werde mich jetzt weiter um das operative Geschäft kümmern.“ Das ist bei diesem riesigen Unternehmen umfangreich. Sie wird weiter die Dienstpläne aufstellen und das Tagesgeschäft abwickeln. Neben den elf Vereinsmitgliedern sorgen rund 140 Ehrenamtler dafür, dass die Tafel gedeckt bleibt.
Rehbein möchte die Bedürftigen selbständiger machen, für sie beispielsweise Kochkurse einrichten und ihnen das Wirtschaften beibringen, falls das von den Mitarbeitern zu stemmen ist.