Textilmuseum: Flecken gehören zur bewegten Geschichte eines alten Kleides
Die Teilnehmer am Ferienprogramm der SPD bekamen intime Einblicke in das Textilmuseum.
Krefeld. Einmal die „geheimen“ Bereiche des Deutschen Textilmuseums erkunden — das machte das Sommerferienprogramm der Krefelder SPD möglich. Es gab die Gelegenheit, einmal in einige Schränke, auf die Kleiderständer im Archiv und die großen Tische der Restaurierungswerkstatt zu schauen. Mit der kommissarischen Leiterin des Museums Isa Fleischmann-Heck hatte man eine kompetente Führerin durch die wohltemperierte Unterwelt des Hauses am Andreasmarkt.
Die größten Feinde der textilen Kostbarkeiten sind Licht und Temperaturschwankungen. Deshalb herrscht im Archiv mit seinen vielen großen Schränken auch immer eine Temperatur von 19 Grad Celsius und eine Luftfeuchtigkeit von 55 Prozent. Mit Staunen erfährt man, dass neue Textilien erst einmal in Quarantäne kommen, bevor sie in die Spezialschränke des Archivs im Keller wandern dürfen.
Einige Stücke wertvollen Seidengewebes erinnern an die Mode von Madame Pompadour. Ein anderes, das ebenso aus dem 18. Jahrhundert stammt, präsentiert sich in einem ein schreienden Gelb, wie man es bei einem historischen Gewebe nicht erwarten würde. In der Runde wird gefachsimpelt, was für diesen Farbton verantwortlich sein könnte.
Keine Diskussion kommt dagegen bei der Anmerkung der Fachfrau auf: „Bei Naturfarben passt alles, so auch ein grelles Gelb mit Rosa“.
In der vom Tageslicht durchfluteten Restaurierungswerkstatt im ersten Stock des Museumsgebäudes wirft die kommende Ausstellung ihre Schatten voraus. Hier sitzen gerade zwei angehende Restauratorinnen über zwei historischen Damenkleidern, die für ihren öffentlichen Auftritt ab September herausgeputzt werden sollen.
Vor ihnen auf dem Tisch liegt der Albtraum einer gewissenhaften Hausfrau: ein Seidenkleid mit vielen Flecken auf der Vorderseite. Das löst natürlich im Kreis der Besucherinnen Diskussionen aus. Auch für die Fleckentfernung bei historischen Textilien gibt es verschiedene Methoden — zumindest theoretisch.
Aber der Zustand eines empfindlichen Gewebes hat absoluten Vorrang. Es wird nichts getan, das weiteren Schaden erzeugen könnte. Für die Restauratorin Petra Brachwitz ist die Lösung manchmal ganz einfach: „Dann bleiben die Flecken eben drin. Das gehört zur Objektgeschichte, die man akzeptieren muss“.